Synthetische Biologie
Was ist Synthetische Biologie?
Die Synthetische Biologie ist ein hoch interdisziplin?rer relativ neuer Forschungszweig, der sich an der Schnittstelle zwischen Molekularbiologie, Chemie und den Ingenieur- und Materialwissenschaften etabliert[1]. Prim?r nach ingenieurwissenschaftlichen Prinzipien ausgerichtet, werden in der Synthetischen Biologie bekannte biologische Einheiten ver?ndert, neu kombiniert oder umprogrammiert und so für definierte Zwecke in lebenden Systemen nutzbar gemacht.
Die Synthetische Biologie bietet somit ein enormes Potential für verschiedenste Anwendungen und wird bereits jetzt zur Verbesserung von Diagnostika und Medikamenten, zur Generierung von Biosensoren, zur Produktion neuartiger Biomaterialien und Biobrennstoffe und zur Optimierung pflanzlicher Eigenschaften eingesetzt. Die gro?e St?rke dieser neuen Forschungsdisziplin liegt in der versatilen Natur lebender Zellen, die einfache Zucker, Fette und Eiwei?e auf verschiedenste Weise verstoffwechseln oder synthetisieren und damit zu enormen Produktionsfabriken werden k?nnen. Durch gezielte Steuerung der Zellen mittels funktionalisierter Materialien k?nnen ganze Zellverb?nde spezifisch reprogrammiert und damit zum Nutzen für die Umgebung ver?ndert werden.
Darüber hinaus erm?glichen die mittels Synthetischer Biologie generierten Werkzeuge, wie z.B. funktionalisierte Partikel oder durch Licht steuerbare Zellen, einen neuartigen und innovativen Zugang zu zentralen Fragen der biologischen Grundlagenforschung. Ein wesentlicher neuer interdisziplin?rer Forschungsscherpunkt besch?ftigt sich mit den Mechanismen der Kommunikation und Dyanmik von Mitochondrien.
[1] dfg.de/dfg_magazin/forschungspolitik_standpunkte_perspektiven/synthetische_biologie/index.html
Infrastrukturelle St?rken
Bildgebung
Der FB 02 hat in den vergangenen Jahren hochaufl?sende state-of-the-art Methoden für die Bildgebung und Untersuchung hochkomplexer Metabolitprofile mittels Massenspektrometrie etabliert. Die Kombination der Technologien bildet eine wichtige infrastrukturelle Basis für die Entwicklung der Synthetischen Biologie.
Am FB2 wurde ein nicht-invasives Bildgebungsverfahren mittels Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) etabliert. Hier werden neuartige Kontrastmittel für funktionelle in vivo-Bildgebung getestet. Die Technologie erm?glicht die Beobachtung, Charakterisierung und Beeinflussung komplexer zellul?rer Wechselwirkungen im lebenden Organismus. MRT-Analysen aus Geweben werden mit MALDI-Bildgebung kombiniert, um 3D-Datens?tze für die Analyse der Verteilung von spezifischen Signalen zu schaffen. Hier arbeiten Studierende der Neurowissenschaften und der Molekularbiologie synergistisch zusammen, um Signaleigenschaften zu analysieren.
Datenanalyse bildgebender Verfahren
In Kooperation mit der Technomathematik (FB 3) hat der FB 02 eine DFG-gef?rderte MALDI Imaging Core Facility etabliert. MALDI-Imaging-Massenspektrometrie (MALDI-Imaging), ist eine der vielversprechendsten innovativen Messtechnologien in der Biochemie. Sie erm?glicht die komplette Molekulargewichtsverteilung über die Gesamtoberfl?che eines Gewebsschnittes gleichzeitig und ohne die Notwendigkeit für chemische Markierungen oder Antik?rpern zu visualisieren. Eine solche molekulare Histologie mittels Massenspektrometrie basierter Bildgebung erm?glicht eine neue Dimension der Charakterisierung von Zellen und Geweben.
Darüber hinaus lassen sich mit der neuartigen Methode organismische, zellul?re und auch pharmakologische Interaktionen sowie Wechselwirkungen mit verschiedenen Materialien darstellen. Die Technomathematik hat neue EDV-Programme für die Analyse der komplexen 3-dimensionale Messdaten entwickelt (EU Projekt 3D Massomics: FB 03 und FB 02). Solche Programme sind für gro?e Mengen von Daten von besonderer Bedeutung. Studenten der Technomathematik und Biologie arbeiten schon jetzt zusammen und entwickeln Modelle, um komplexe biologische Mechanismen zu analysieren. Dadurch wird eine Plattform für die Analyse von gro?en biologischen Datens?tzen immer weiter entwickelt und verbessert.
Für die Darstellung komplexer Aktivit?tsmuster wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mikrosensoren, -aktoren und -systeme IMSAS und der CU ?I-See“ 200-Kanal Mikro-Elektrokortikographie-Verfahren entwickelt. Diese Technologie erlaubt die Beobachtung und Beeinflussung dynamischer kognitiver Prozesse sowie der Informationsverarbeitung in der Gro?hirnrinde. Sie erlaubt die zeitlich vergleichsweise sehr langsame, funktionelle Bildgebung mittels des MRT mit vergleichbarer r?umlicher Aufl?sung und einer zeitlichen Aufl?sung im Millisekunden-Bereich zu erg?nzen.
Nucleic Acid Analysis Facility (NAA), Bioinformatik und Analytik
Zur Unterstützung der Synthese, Modifikation und Neukombination von genetischem Material wird derzeit eine Nucleic Acid Analysis Facility (NAA) etabliert. Sie bietet beispielsweise eine Plattform für modernes Next Generation Sequencing und für Transkriptomanalysen. Zur Auswertung gro?er Datens?tze kooperiert sie mit der neu gegründeten Bioinformatik-Unit.
Mikromanipulation einzelner Zellen
Der FB2 hat eine von der Volkswagenstiftung gef?rderte Mikroinjektionsplattform etabliert. Durch die gezielte Mikroinjektion k?nnen Chemikalien und Nukleins?uren gezielt in einzelne Zellen eingebracht werden und bezüglich ihres Potentials zur molekularen und/oder strukturellen Reprogrammierung von Zellen untersucht werden. Am FB2 wird die Mikroinjektionstechnik derzeit auf Pflanzenzellen, Ratten und Fr?schen angewendet, soll aber auf andere Organismengruppen ausgeweitet werden und kann zum Screening ganzer Substanzbibliotheken eingesetzt werden.
Wissenschaftliche Exzellenz
Der FB 02 hat sich in den vergangenen Jahren in einen ausgesprochen leistungsstarken Bereich an der Universit?t Bremen entwickelt. Die Mitglieder des FB 02 publizieren in international renommierten Journalen und haben bereits in nationalen und internationalen kompetitiven Verfahren Verbundprojekte eingeworben und erfolgreich geleitet. Allein die Einwerbung von vier ERCs Grants durch drei Frauen ist ein Alleinstellungsmerkmal sein. Es ist das Ergebnis einer effizienten und auf Nachhaltigkeit angelegten Gleichstellungspolitik der Universit?t Bremen und spiegelt das hohe Niveau der molekularbiologischen Forschung an der Universit?t Bremen.
Vernetzungen mit anderen Fachbereichen
Die Ingenieur- und Materialwissenschaften der Universit?t Bremen sind im Bereich der funktionalisierten Partikeltechnologie weltweit führend. Durch die Integration dieser Expertise in die Biowissenschaften k?nnen Zellorganellen, Zellen und ganze Gewebeverb?nde spezifisch beeinflusst werden. Die gezielte Steuerung und Programmierung von Zellen ist essentiell in vielen Bereichen der Grundlagenforschung, der Mikrobiologie (Interaktion Organismus-Mikrobiom, Interaktion Mineral-Mikrobe), in der (Pflanzen-) Biotechnologie (funktionalisierte Oberfl?chen, Molecular Pharming, Biofuels ) und der Medizin (funktionalisierte Krebstherapie, Neuroprothetik, Diagnostik, Transplantationsmedizin, Tissue Engineering, Diabetologie). Damit hat die Synthetische Biologie mit der Entwicklung spezifischer Werkzeuge zur Zellprogrammierung auch einen starken Einfluss auf die Gesundheitswissenschaften.
Exzellente Lehre im Bachelor Biologie
Im Bachelor Biologie am Fachbereich 2 wird auf der Basis des Forschenden Lernens studiert und gelehrt. In den Lehrveranstaltungen und Praktika der grundst?ndigen Module werden Eigenst?ndigkeit und wissenschaftliches Denken und Arbeiten ebenso gef?rdert wie solide Methoden- und Fachkompetenz. Im 3. Studienjahr w?hlen Vollfachstudierende eins von vier , in dem wissenschaftliches Arbeiten in enger Anbindung an Arbeitsgruppen gelernt wird und eine inhaltliche Fokussierung stattfindet.
Daneben iniiert der Fachbereich 2 derzeit ein Exzellenzprogramm "Synthetische Biologie" für überdurchschnittlich qualifizierte Bachelorstudierende: Beim Modul "Lab-Top", einem studienbegleitenden Praktikum von zwei Jahren, werden Studierende bereits nach dem zweiten Semester in die Arbeitsgruppen des FB 02 integriert. Die jeweilige Laborassoziation bleibt über zwei Jahre bestehen. Auf diese Weise wird gew?hrleistet, dass sich die Studierenden über einen langen Zeitraum eine Fachexpertise aneignen k?nnen, die sie in die Situation versetzt, eigene Forschungsprojekte zu konzipieren und durchzuführen. Begleitet wird das Praktikum durch halbj?hrige Symposien, in denen die Studierenden ihre Projekte und Ergebnisse vorstellen. Damit stellt das Modul einen Prototyp des "Forschenden Lernens" dar.
Master Biochemistry and Molecular Biology
Das Internationale Masterprogramm "Biochemistry and Molecular Biology (BMB)" zielt auf eine praxisorientierte Ausbildung der Studierenden in den Bereichen Genetik und Molekulargenetik, zellul?re Funktionsprinzipien, biochemische Grundlagen physiologischer Prozesse und deren pharmakologische Beeinflussung, sowie entwicklungsbiologische Anpassungsmechanismen von der zellul?ren bis zur organismischen Ebene. In der Spezialisierung MicroSys werden bereits stark angewandte Aspekte der Synthetischen Biologie zusammen mit den Hochschulen Bremen und Bremerhaven implementiert. Die hohe Qualit?t des von den Molekularen Biowissenschaften gemeinschaftlich entworfenen Lehrkonzepts wird durch die starke Nachfrage nach den Bremer Bachelor- und Masterabsolventen an Forschungsinstitutionen in Bremen (AWI, MPI) sowie an anderen deutschen Universit?ten und Forschungseinrichtungen und die bei der Evaluation als beispielhaft niedrig angesprochene Abbrecherquote des Masterprogramms unterstrichen.