Studierende motivieren
Effektives und nachhaltiges Lernen kann nur dann erfolgen, wenn die Studierenden einen hohen Anteil an eigener, selbstbestimmter Motivation aufweisen.
Extrinsische und intrinsische Motivation
Die Studierenden selbst sind einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Lernen. Lernen führt aber nur dann zum gewünschten Erfolg, wenn die Studierenden auch motiviert dazu sind. Doch wie motiviere ich meine Studierenden und wie kann ich die Motivation meiner Studierenden überhaupt beeinflussen? Im Folgenden werden Ihnen Arten der Motivation vorgestellt und Wege aufgezeigt, wie Sie Ihre Studierenden motivieren k?nnen:
Die Motivation zu Lernen ?kann sowohl durch (?u?ere) Kontrollmechanismen als auch durch selbstbestimmte Formen der Verhaltensregulation erzeugt werden“ (Deci & Ryan 1993). Dabei lassen sich zwei Formen der Motivation unterscheiden: die extrinsische und die intrinsische Motivation.
Ist das Ziel extrinsisch motiviert, wird der Weg für die Erreichung des jeweiligen Ziels als nicht positiv wahrgenommen, wohl aber das zu erreichende Ziel (Ulrich 2016). Ein Beispiel hierfür w?re die Erlangung einer guten Note. Dabei liegt der Anreiz zur Erreichung des Ziels eher bei den Konsequenzen, die einem bei Nicht-Erreichung drohen. Dies k?nnte z.B. die Wiederholung einer Klausur sein. Man spricht hier von fremdbestimmtem Handeln (Wunderlich 2015).
Sind die Ziele intrinsisch motiviert, so braucht es keinen ?u?eren Anreiz. Die Erreichung des Ziels wird stets als positiv aufgefasst und der Weg zur Erreichung des Ziels macht Spa?. Kurzum: Der Mensch handelt aus innerem Antrieb und eigenem Interesse, da die Handlung selbst ihn motiviert. (vgl.. Ulrich 2016) Man spricht hier von selbstbestimmtem Handeln (Wunderlich 2015).
Intrinsische und extrinsische Motivation schlie?en sich nicht aus und k?nnen sogar ineinander übergehen. Je selbstbestimmter das Handeln ist, desto st?rker wird das zu erreichende Ziel aus eigenen Beweggründen verfolgt und der Lernerfolg wird positiv beeinflusst.
Optimal ist, die intrinsische Motivation zu f?rdern (z.B. Interesse für das Thema wecken). Dies ist h?ufig nicht ohne weiteres m?glich. F?rdern Sie daher explizit auch die extrinsische Motivation, indem Sie die kurz- und langfristigen Ziele der Studierenden beachten.
Tipp
Nutzen Sie beispielsweise den Wunsch vieler Studierender, gute Noten zu erreichen, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben oder in der Wissenschaft Fu? zu fassen. Durch die Bewusstmachung der kurz- und langfristigen Ziele der Studierenden k?nnen diese selbstbestimmt agieren und sich eher mit dem Veranstaltungsthema identifizieren.
Kontrollierende Ma?nahmen wie Belohnung, Bestrafung oder starke Erwartungshaltungen werden in der Lehre nicht empfohlen, da diese die intrinsische Motivation eher behindern und verringern als f?rdern. (vgl. Deci & Ryan 1993) Die intrinsische Motivation kann hingegen gesteigert werden, indem die Autonomie der Studierenden gef?rdert wird, beispielsweise durch ein Angebot an Wahlm?glichkeiten und eine wertsch?tzende und unterstützende Kommunikation.
Weitere nützliche Tipps, was Lehrende tun k?nnen, um ihre Studierenden zu motivieren, finden Sie in den Praxistipps. Hier erhalten Sie praktische Hinweise, wie Lehrende das selbstbestimmte Handeln der Studierenden f?rdern k?nnen.
Praxistipps
Was Sie als Lehrende tun k?nnen, um Studierenden zu motivieren
- Zeigen Sie Engagement und Begeisterung. Dies wirkt sich positiv auf die Lernmotivation von Studierenden aus (siehe auch Eigene Rolle reflektieren). Dadurch bekommen die Studierenden, über die reine Stoffvermittlung hinaus, einen Eindruck von Ihren Interessen und Ihrer Arbeitshaltung innerhalb Ihres Arbeitsfeldes. Besonders geeignet ist ein autonomief?rderlicher Lehrstil, der die Studierenden unterstützt, eigene Gedanken und Ideen in die Veranstaltung einzubringen.
- Achten Sie auf eine professionelle Beziehungsgestaltung.
- Generell gilt eine professionelle Beziehungsarbeit als motivationsf?rderlich. Sie steigert den Lernerfolg der Studierenden und reduziert die St?rfaktoren in einer Lehrveranstaltung. Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle:
- Freundlichkeit, Respekt und Authentizit?t
- Zeit für Beratung und Unterstützung
- Klar kommunizierte Erwartungen und dementsprechend konsequentes Handeln
- Generell gilt eine professionelle Beziehungsarbeit als motivationsf?rderlich. Sie steigert den Lernerfolg der Studierenden und reduziert die St?rfaktoren in einer Lehrveranstaltung. Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle:
- Stimmen Sie die Themen gezielt auf die Interessen der Studierenden ab.
- Ihre Studierenden lernen besser, wenn der Lernstoff einen Bezug zu aktuellen Themen hat und sie einen Praxisbezug herstellen k?nnen. Dadurch schaffen Lehrende eine N?he zu den Inhalten und k?nnen somit ein pers?nliches Interesse zu bestimmten Themen wecken.
- Setzen Sie aktivierende Lehr-Lern-Methoden ein (siehe auch Lernen aktivieren).
- Die Motivation der Studierenden kann durch abwechslungsreiche Lehr-Lern-Settings gef?rdert werden. Studierende, die aktiv beteiligt werden und sich mit ihrer Kompetenz in die Veranstaltung einbringen k?nnen, zeigen eine h?here Motivation und lernen besser.
- Bieten Sie Orientierung und machen Sie die Leistungskriterien transparent.
- Für die Motivation der Studierenden ist es wichtig, das Constructive Alignment zu beachten: Verlieren Sie die formulierten Lernergebnisse und das ausgew?hlte Prüfungsformat und dessen Anforderungen w?hrend der Veranstaltung nicht aus den Augen und bringen Sie diese immer wieder mit dem Lernstoff in Verbindung.
- Geben Sie konstruktives Feedback (siehe auch Feedback geben und annehmen).
- Mit einem ausführlichen und konstruktiven Feedback k?nnen Sie Ihre Ansprüche an den Lernerfolg so kommunizieren, dass Studierende ihr eigenes Lernen realistisch einsch?tzen k?nnen. Oftmals untersch?tzen Studierende ihre Kompetenz oder sie übersch?tzen sich und nehmen ihre Aufgaben nicht ernst genug. Beide Szenarien wirken demotivierend und behindern den Lernerfolg. Wenn Sie den individuellen Lernstand sichtbar machen, erm?glichen Sie den Studierenden, ihre eigene Kompetenz besser beurteilen zu k?nnen und somit motiviert bei der Sache zu bleiben.
- Beachten Sie die psychologischen Grundbedürfnisse der Studierenden!
- Jeder Mensch hat sie: Grundbedürfnisse, von denen abh?ngt, ob wir uns mit Freude und Motivation einer Sache widmen. Bezogen auf Lehr-Lern-Situationen z?hlen dazu das Bedürfnis nach Autonomie, um Dinge selber steuern zu k?nnen (auch Selbststeuerung genannt), nach Kompetenz, um etwas bewirken zu k?nnen und Erfolge zu erleben, und nach sozialer Eingebundenheit, um sich einer Gruppe zugeh?rig zu fühlen. Wenn Sie diese Aspekte bei der Gestaltung und der Durchführung Ihrer Veranstaltung beachten, werden Sie motiviertere Studierende erleben.
- Behalten Sie die Gruppendynamik im Blick!
- Die Gruppenarbeit kann das Miteinander f?rdern. Sie k?nnen anregen, dass die Studierenden miteinander in Kontakt treten und sich untereinander austauschen. Achten Sie darauf, dass auch die ?Schw?cheren“ beteiligt werden und nicht die ?St?rkeren“ alles machen.
In einer Tabelle finden Sie für die Praxis einige Beispiele von motivationsf?rderlichen und -hinderlichen Ma?nahmen. Sie k?nnen sich diese hier als PDF-Dokument herunterladen.
Quellen, Downloads und Autorinnen
Quellen
Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die P?dagogik. Zeitschrift für P?dagogik, 39(2), 223–238.
Ulrich, I. (2016). Gute Lehre in der Hochschule: Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Wiesbaden: Springer.
Wunderlich, A. (2015). Motivation in der Lehre. TH K?ln. Abgerufen am 29. Juli 2020 unter https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/steckbrief_motivation.pdf
Autorinnen
Maren Pra?, Yvonne Diekmann, Annette Weber