Eigene Rolle reflektieren
Als Lehrperson k?nnen Sie viel bewegen und wenn Sie sich in Ihrer Rolle wohlfühlen, authentisch auftreten und Ihre Inhalte mit Interesse und Freude vermitteln, k?nnen Sie den Lernerfolg Ihrer Studierenden positiv beeinflussen.
Die Rolle als Lehrperson
Lehre ist ein sozialer und von Interaktion gepr?gter Prozess, der Sie als Lehrperson in den Mittelpunkt rückt. Daher ist es wichtig, sich mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen und sich darin wohlzufühlen. Es geht dabei nicht immer nur um die richtige Methodik, sondern darum, den Studierenden das Gefühl zu vermitteln, dass Sie Spa? und Interesse daran haben, Ihr Wissen weiterzugeben und sie beim Lernen zu begleiten und zu unterstützen.
Um sich Ihrer eigenen Position als Lehrperson klarer zu werden, sind Sie im Folgenden eingeladen, sich mit Ihrer eigenen Haltung zur Lehre und Ihrem eigenen Selbstverst?ndnis als Lehrperson zu besch?ftigen.
Reflexion der eigenen Lehrpers?nlichkeit
Lehre und Lehrperson h?ngen unmittelbar zusammen. In der Lehre werden nicht nur Fachinhalte wiedergegeben, sondern der Lernprozess wird ma?geblich durch die Lehrperson mit ihrer Pers?nlichkeit und ihren Selbst- und Sozialkompetenzen mitgestaltet. In erster Linie ist es wichtig, dass Sie in Ihrer Rolle als Lehrperson authentisch sind und sich wohlfühlen. Die gr??ten Lernerfolge erreichen Sie, wenn Sie – neben einer gut vorbereiteten Veranstaltung – Ihr Fach oder Ihr Thema mit Engagement vertreten und sich gerne mit den Studierenden austauschen. Dabei ist wichtig, Interesse zu zeigen, offen zu sein und sich in der Rolle zu pr?sentieren, die zu Ihnen passt (Aichner et al.,o.J.; Ulrich, 2016; Zumbach & Astleitner, 2016).
Generell wird empfohlen, dass Lehrende sich weniger als reine Wissensvermittler*innen, sondern 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 als Lernbegleiter*innen/Lerncoaches definieren. Studierende sollen selbstgesteuert lernen und die Lehrperson soll diesen Prozess begleiten und unterstützen.
Es kann nützlich sein, sich einmal mit den verschiedenen Lehrstilen zu besch?ftigen (Bromme et al., 2006; Cendon, 2016; W?rner, 2006). Abh?ngig von der Lehrsituation, der eigenen Verfassung oder den jeweiligen hochschulischen Anforderungen k?nnen Sie Ihren Lehrstil anpassen.
Lehrstile
Folgende Lehrstile k?nnen unterschieden werden:
Bei einem hierarchischen Lehrstil haben Lehrende eine eher kontrollierende und steuernde Rolle. Inhalte und Lehr-Lern-Methoden werden vorgegeben und es geht darum, den aktuellen Kenntnisstand des Faches zu übermitteln. Die Lehrenden haben hierbei den aktiven, vermittelnden Part, w?hrend die Studierenden weitgehend passive Empf?nger des Lehrstoffes sind. Generell sollte beachtet werden, dass die Kompetenzen prim?r auf den Stufen ?Erinnern“ oder ?Verstehen“ entwickelt werden. Komplexere Kompetenzen, wie Analysef?higkeiten oder der F?higkeit zur Evaluation, werden nur erzielt, wenn Studierende selber aktiv werden.
Beim autonomen Lehrstil sollen die Studierenden ihren Lernprozess selbst gestalten und Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Dadurch übernehmen Studierende Verantwortung für ihren eigenen Lernerfolg. Hierbei ist zu beachten, dass Studierende aus verschiedenen Lehr-Lern-Kulturen kommen k?nnen und auf das selbstbestimmte Lernen vorbereitet werden müssen. Die Aufgabe der Lehrenden besteht darin, diesen Vorgang als Lernprozessbegleiter*innen/Lerncoaches zu unterstützen und das Lernen zu f?rdern und zu fordern. Damit diese Form der Lehre gelingt, ist es wichtig, die Aufgabenstellung klar zu kommunizieren und die Abl?ufe transparent zu machen. Da diese Lernform für die Studierenden wesentlich arbeitsintensiver ist als beim autonomen Lehrstil, liegt es in der Verantwortung der Lehrenden, die Studierenden zu motivieren und bei der Lernarbeit zu unterstützen. Die Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden nimmt somit einen wesentlich h?heren Stellenwert ein, als bei anderen Lehrstilen.
Beim kooperativen Lehrstil wird der Lernprozess gemeinsam mit den Studierenden gestaltet. Lehrende sind nun nicht nur Vermittler des Fachwissens, sondern beziehen die Studierenden durch Diskussionen und h?here Selbstst?ndigkeit aktiv in den Lernprozess mit ein. Die Rolle der Lehrenden wird somit eher als Lernhelfer*in definiert, der/die die Studiereden unterstützt, ihr Wissen selbstst?ndig zu erweitern und zu vertiefen.
Praxistipps
Reflektieren Sie Ihre eigene Rolle!
Sie k?nnen diesen Fragebogen zur Reflektion Ihrer eigenen Rolle als Lehrperson nutzen.
Entwickeln Sie sich weiter!
Gerade am Anfang einer Lehrt?tigkeit kann es zu Unsicherheiten bezüglich der neuen Rolle kommen. Machen Sie sich Ihre Funktion im Lehr-Lern-Kontext bewusst und entwickeln Sie Ihr Rollenbild m?glichst nach Ihren eigenen Vorstellungen. Setzen Sie sich zun?chst kleine Ziele, die leicht umsetzbar sind, um so Schritt für Schritt in die eigene Rolle zu finden. In einer Checkliste sind einige Gestaltungsbereiche und Situationen aufgeführt, mit denen Sie sich als Lehrpersonen für die eigene Weiterentwicklung auseinandersetzen k?nnen.
Hier geht es zum PDF-Download.
Die eigene Lehrkompetenz einsch?tzen
Ihre Lehrkompetenz ist im Kontext der ?eigenen Rolle“ ebenfalls bedeutsam. Sie setzt sich aus den Dimensionen Fachkompetenz (hochschuldidaktisches und fachspezifisches Wissen), Methodenkompetenz (F?higkeit, Lehrveranstaltungen kompetent planen und durchführen zu k?nnen), Sozialkompetenz (Kommunizieren und mit Studierenden interagieren) und Selbstkompetenz (Reflexion der eigenen T?tigkeit) zusammen.
Im Folgenden finden Sie n?here Erl?uterungen der einzelnen Kompetenzen:
Als Fachkompetenz bezeichnet man fachspezifisches Wissen in einem bestimmten Bereich und die F?higkeit, dieses Wissen praktisch umzusetzen. Das Wissen kann sich dabei explizit auf ein bestimmtes Fachgebiet im Hochschulkontext, aber auch auf hochschuldidaktische Kompetenzen beziehen, zu denen Kenntnisse über hochschuldidaktische Lehr-Lern-Theorien und -methoden gez?hlt werden k?nnen (Zumbach & Astleitner, 2016).
Methodenkompetenz meint die F?higkeit von Lehrenden, Lehrveranstaltungen gem?? den vorgegebenen Zielen der jeweiligen Hochschule korrekt planen und durchführen zu k?nnen. Das beinhaltet, dass Lehrende wissenschaftliche und didaktische Methoden beherrschen und die aktuellen Forschungsentwicklungen in Ihrem Fachbereich kennen und berücksichtigen. Zur Beherrschung der didaktischen Methoden z?hlen auch Kenntnisse im Bereich der Medienkompetenz, um innovative Informations- und Kommunikationstechnologien in die Lehre zu integrieren. Auch eine angemessene Prüfungskompetenz zur Erhebung und Beurteilung von fachspezifischen Leistungen der Studierenden geh?rt zur Methodenkompetenz (Zumbach & Astleitner, 2016).
Die Sozialkompetenz eines Lehrenden bezeichnet die F?higkeit, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten und angemessen mit den Studierenden in Lehrveranstaltungen zu interagieren und zu kommunizieren. Daraus resultiert die Kompetenz, St?rungen im Lehr-Lern-Kontext zu minimieren und angemessene Probleml?sungsstrategien zu entwickeln. Au?erdem z?hlt zur Sozialkompetenz auch die F?higkeit, Lehrveranstaltungen auf motivierende Weise zu führen, zu moderieren und seine Inhalte zu pr?sentieren. Die Selbstkompetenz meint die F?higkeit, im Lehr-Lern-Kontext eine eigene Lehrpers?nlichkeit auszubilden und diese durch stetige Reflexion weiterzuentwickeln. Dazu geh?ren Eigenschaften wie Selbstst?ndigkeit, Kritikf?higkeit, Selbstvertrauen, Zuverl?ssigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein sowie Selbstmanagementkompetenzen. Ziel ist es, das eigene Potenzial auszusch?pfen, um eine individuelle Lehridentit?t herauszubilden und diese F?higkeiten auch in anderen beruflichen und privaten Bereichen anzuwenden (Zumbach & Astleitner, 2016).
Lehrkompetenz weiterentwickeln
Lehre ist immer auch ein Entwicklungsprozess und kann als Experimentierfeld gesehen werden, um neue Vorgehensweisen auszuprobieren. Wichtig dabei ist, den eigenen Lehr-Lern-Prozess zu reflektieren und so eine Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen zu erm?glichen. Mittlerweile bieten viele Hochschulen hochschuldidaktische Kurse mit Zertifikatsabschluss an, um wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Hochschullehrer*innen für die Lehrt?tigkeit zu qualifizieren und Sie bei der Umsetzung guter Lehre zu unterstützen (siehe z.B. Gesch?ftsstelle Hochschuldidaktik der Universit?t Bremen).
Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Beschreibung der jeweiligen Lehrkompetenzen sowie dazugeh?rige Reflexionsfragen:
Praxistipps
Die Lehrkompetenz z?hlt zu den wichtigen Fertigkeiten in Ihrer Rolle als Lehrperson. Diese beschr?nkt sich aber nicht nur darauf, dass Sie bestimmte Lehrpraktiken und Methoden beherrschen, sondern zielt viel澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 auf Ihre gesamte Pers?nlichkeit im Lehr-Lern-Kontext ab. Nutzen Sie diese Reflexionsfragen, um sich zu orientieren, welche Kompetenzen Sie bereits ausreichend besitzen oder welche Kompetenzen Sie ggf. noch weiterentwickeln k?nnen (Zumbach & Astleitner, 2016).
Die Lehrmotivation positiv beeinflussen
Oftmals müssen Sie innerhalb Ihrer T?tigkeit an der Hochschule 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育ere Rollen gleichzeitig erfüllen und auch im Lehr-Lern-Kontext zahlreichen Erwartungen gerecht werden. Dabei repr?sentieren Sie Ihr Fach, stimmen sich mit anderen Lehrenden und Modulverantwortlichen ab und interagieren mit den Studierenden. Dazu kommt die Frage, wie Sie selbst zur Lehre stehen und welchen Stellenwert diese innerhalb Ihrer eigenen T?tigkeit einnimmt. Aus diesen verschiedenen zu erfüllenden Rollen k?nnen sich mitunter Spannungsfelder ergeben, die zu einem Balanceakt des Zusammenspiels von Wollen, K?nnen, Dürfen und Müssen werden, weshalb Lehrende die Lehre oftmals als zus?tzliche Belastung empfinden. Zudem k?nnen Zeitmangel und ?berforderung schnell zu Demotivation führen (Aichner et al., o.J.; Kemper & Müller, o.J.; Zumbach & Astleitner, 2016).
Aber: Die eigene Motivation ist wichtig für den Lehrerfolg Ihrer Studierenden! Denn der eigene Enthusiasmus für das Thema der Lehrveranstaltung übertr?gt sich auf Ihre Studierenden (Ulrich, 2016).
Dabei sind drei Faktoren in der Lehre elementar zur St?rkung der Lehrmotivation (Aichner et al., o.J.; Zumbach & Astleitner, 2016):
1. Interesse an den Themen der Veranstaltung | 2. Freude an der Gestaltung der Lehre | 3. Wirkung der Lehre spüren |
Das Thema der Lehrveranstaltung kann einen gro?en Einfluss auf die Lehrmotivation der Lehrenden haben. So ist es relevant, ob Sie Ihr Thema selbst w?hlen k?nnen, es Ihnen vorgegeben wird, es zu Ihrem Fachgebiet geh?rt oder Sie viel Zeit investieren müssen, um sich einzulesen. Versuchen Sie sich dieses zu eigen zu machen. Wenn es Ihnen gelingt, einen individuellen Zugang zum Thema zu schaffen, wird sich dies positiv auf Ihre Lehrmotivation auswirken. | Auch positive Lehrerfahrungen k?nnen die eigene Lehrmotivation erh?hen. Wenn beispielsweise Spielr?ume bei der Gestaltung der Lehre ausgenutzt werden und dadurch eine angenehme Lernatmosph?re geschaffen wird, in der die Studierenden gut mitarbeiten, kann auch das Lehren selber die Motivation steigern. | Nichts erscheint für Sie demotivierender als unmotivierte Studierende in der Lehrveranstaltung. Doch wenn Sie als Lehrende motiviert sind, dann schaffen Sie es umso besser, auch Ihre Studierenden zu motivieren. Und genauso ist es umgekehrt. Wenn Sie merken, dass die Studierenden Spa? an Ihrer Veranstaltung haben und von Ihrem Wissen profitieren, kann sich dies positiv auf Ihre eigene Motivation auswirken. |
Praxistipps
Ihre eigene Motivation ist ein wichtiger Faktor in der Lehre. Denn wenn Sie Ihren Studierenden zeigen k?nnen, dass Sie Interesse an den Inhalten sowie Freude an der Vermittlung und am Austausch haben, kann sich diese Motivation übertragen und den Lernerfolg Ihrer Studierenden positiv beeinflussen. Deshalb haben wir im Folgenden einige Tipps für Sie zusammengetragen, wie es Ihnen gelingen kann, sich im Lehr-Lern-Kontext zu motivieren (Aichner u. a., o.J.; Zumbach & Astleitner, 2016).
Interesse an den Themen der Veranstaltung | Freude an der Vermittlung der Inhalte | Wirksamkeit in der Lehre spüren |
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Quellen, Downloads und Autorinnen
Quellen
Aichner, R., Fleischmann, A., Gluth, C., Popp, D., & Strasser, A. (o. J.). Grundprinzipien und Erfolgsfaktoren guter Lehre. (ProLehre, Hrsg.). Abgerufen am 29. Juli 2020 von www.prolehre.tum.de/fileadmin/w00btq/www/Angebote_Broschueren_Handreichungen/prolehre_erfolgsfaktoren.pdf
Bromme, R., Rheinberg, F., Minsel, B., Winteler, A. & Weidenmann, B. (2006). Die Erziehenden und die Lehrenden. In: Krapp, A. & Weidenmann, B. (Hrsg.). P?dagogische Psychologie: Ein Lehrbuch (S. 269–355). Weinheim: Beltz PVU.
Cendon, E. (2016). Lehrende und ihre Rollen. In: Cendon, E., M?rth, A. & Pellert, A. (Hrsg.). Theorie und Praxis verzahnen Lebenslanges Lernen an Hochschulen: Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Bund-L?nder-Wettbewerbs Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen. Band 3 (S. 185–199). Münster: Waxmann.
Kemper, M. & Müller, K. (o. J.). Haltung und Rolle(n) von Lehrenden. Abgerufen am 29. Juli 2020 von dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/lehreladen/die-lehrenden-im-fokus/haltung-und-rolle/
Ulrich, I. (2016). Gute Lehre in der Hochschule: Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Wiesbaden: Springer.
Winteler, A. (2011). Professionell lehren und lernen: Ein Praxisbuch. Darmstadt: WBG (Wiss. Buchges.).
W?rner, A. (2006). Lehren an der Hochschule: Eine praxisbezogene Anleitung. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
Zumbach, J. & Astleitner, H. (2016). Effektives Lehren an der Hochschule: Ein Handbuch zur Hochschuldidaktik. Stuttgart: Kohlhammer W., GmbH.
Autorinnen
Maren Pra?, Yvonne Diekmann