Nr. 169 / 6. September 2017 MM
Ist die Schule in der Migrationsgesellschaft angekommen? Wie werden Lehrerinnen und Lehrer heutzutage in Deutschland dafür ausgebildet? Diesen Fragen widmet sich eine Studie der Universit?t Bremen und der Carl von Ossietzky Universit?t Oldenburg. Die Migrations- und Bildungsforscherinnen und -forscher haben dafür die Grundlagen der Lehrerbildung bundesweit geprüft. Der Fokus liegt dabei auf den vier Bundesl?ndern Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Ein zentrales Ergebnis des Autorenteams: Die heutige ausgebildete Generation von Lehrerinnen und Lehrern wird nur unzureichend für diesen Bereich qualifiziert. Die Studie wird gef?rdert von der Stiftung Mercator. Am heutigen Mittwoch, 6. September 2017, haben die Autorinnen und Autoren Professorin Yasemin Karaka?o?lu und Anna Aleksandra Wojciechowicz (Universit?t Bremen) sowie Professor Paul Mecheril und Saphira Shure (Universit?t Oldenburg) sie der ?ffentlichkeit in Berlin vorgestellt.
Je h?her die Schulform, desto weniger wird das Thema berücksichtigt
?In den meisten Bundesl?ndern berücksichtigen die Studienpl?ne und Curricula Themen wie Heterogenit?t, interkulturelle Bildung und Migration“, sagt Professorin Yasemin Karaka?o?lu von der Universit?t Bremen. Doch eine angemessene Bildung, die der migrationsgesellschaftlichen Realit?t Deutschlands entspreche, sei noch nicht systematisch in der Lehrerbildung verankert. ?Damit ist die bundesdeutsche Lehrerbildung inhaltlich nicht in der Migrationsgesellschaft angekommen“, so Professor Paul Mecheril von der Carl von Ossietzky Universit?t Oldenburg. Je h?her die Schulform wie beispielsweise Gymnasien, desto 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 nehme die Relevanz des Themas in der Lehrerbildung ab.
Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund werden zum Problem gemacht
Ein weiteres Ergebnis der Forschenden: Lehrerinnen und Lehrer werden in ihrer Aus- und Fortbildung durchg?ngig als Personen ohne Migrationshintergrund adressiert, die den Umgang mit den migrationsgesellschaftlich ?Anderen“ zu lernen haben. Das ?Andere“ – die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund – werden wiederum zum Problem gemacht und implizit, zuweilen auch explizit als M?ngelwesen adressiert. Das Thema werde auf die Notwendigkeit der F?rderung dieser Gruppe reduziert.
?In der Aus- und Fortbildung als Querschnittsaufgabe verankern“
?Migration betrifft alle“, so das Autorenteam. P?dagogisches K?nnen in der Migrationsgesellschaft stelle daher kein besonderes K?nnen für den Umgang mit einer speziellen Gruppe dar. ?Eine solche Perspektive, in der ?Spezialwissen` über und die spezielle ?Behandlung` von Schülerinnen und Schülern `mit Migrationshintergrund` vermittelt wird, gilt es zu überwinden“, fordern sie als Konsequenz aus den Ergebnissen der Studie. Stattdessen müsse in der Lehrerbildung Wissen vermittelt werden, wie Migrationsph?nomene und globale Migrationsverh?ltnisse entstehen und wie sie für alle relevant sind. Genau dies müsse man als Querschnittaufgabe in der Aus- und Fortbildung institutionell verankern.
?Neue Haltung ist gefragt“
?Die Studie macht deutlich, dass eine neue Haltung gefragt ist. Im Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt stehen nicht nur Unterrichtskonzepte und Materialien auf dem Prüfstand“, sagt Winfried Kneip, Gesch?ftsführer der Stiftung Mercator. Hinterfragen muss man auch die Einstellungen und Haltungen von Lehrkr?ften zur Migration in Geschichte und Gegenwart“, erkl?rt er. Kneip Deshalb sei es von zentraler Bedeutung, dass Lehrkr?fte in ihrer Ausbildung und in der Fortbildung lernen: Wie k?nnen wir Benachteiligung und Diskriminierung in der Schule nicht nur vermeiden, sondern alle Kinder und Jugendliche bestm?glich f?rdern?
Qualitative Analyse
Die Ergebnisse der einj?hrigen Studie basieren auf einer qualitativen Analyse curricularer Vorgaben und bildungspolitischer Dokumente in der Lehrerbildung in Deutschland – im Studium, Referendariat und im Fortbildungsbereich. Einen besonderen Fokus legt das Projekt auf die vier Bundesl?nder Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Ein bundesweiter Einblick in migrationsgesellschaftliche Themen in der Lehrerbildung wird unter anderem durch Analysen von Texten der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) erm?glicht. Erg?nzt wird dies über eine Analyse von Modulbeschreibungen, die in der universit?ren Lehre der Lehrerbildung das zugrundeliegende Curriculum bilden.
?ber die Stiftung Mercator
Die Stiftung Mercator ist eine private, unabh?ngige Stiftung. Sie strebt mit ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch Weltoffenheit, Solidarit?t und Chancengleichheit auszeichnet. Dabei konzentriert sie sich darauf, Europa zu st?rken, den Bildungserfolg benachteiligter Kinder und Jugendlicher insbesondere mit Migrationshintergrund zu erh?hen, Qualit?t und Wirkung kultureller Bildung zu verbessern, Klimaschutz voranzutreiben und Wissenschaft zu f?rdern. Die Stiftung Mercator steht für die Verbindung von wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung. Als eine führende Stiftung in Deutschland ist sie national wie international t?tig. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie und dem Sitz der Stiftung, fühlt sie sich besonders verpflichtet.
澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 zur Studie unter http://www.fb12.uni-bremen.de/de/interkulturelle-bildung/forschung/paedagogisches-koennen-in-der-migratiosgesellschaft.html .
Kontakt:
Universit?t Oldenburg
Institut für P?dagogik
Prof.Dr. Paul Mecheril
Telefon: 0441 798-2142
E-Mail: paul.mecherilprotect me ?!uolprotect me ?!.de
Universit?t Bremen
Pressestelle
Telefon: 0421-218-60150
E-Mail: presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Stiftung Mercator
Cathrin Sengpiehl, Kommunikationsmanagerin Presse
Telefon: +49 201 245 22-841
E-Mail: Cathrin.Sengpiehlprotect me ?!stiftung-mercatorprotect me ?!.de