?Alles Wissen wird geteilt“

Bei ?Citizen Science“ forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam. Wie gut beide Seiten davon profitieren, zeigt ein aktuelles Vorhaben der Universit?t Bremen. Thorsten Klu? aus der Arbeitsgruppe Kognitive Neuroinformatik stellt Imkerinnen und Imkern Sensortechnik zur Verfügung, mit der sie ihre Bienenst?cke überwachen k?nnen. Im Gegenzug liefern die St?cke Daten, mit denen Klu? dem Bienensterben auf die Spur kommen will.

Thorsten Klu? im Botanischen Garten mit einen gro?en Falter auf dem Knie.
Ob Falter oder Bienen: Thorsten Klu?’ Forschung hilft Insekten.

Weltweit greift seit Jahren ein r?tselhaftes Bienensterben um sich. Im Verdacht stehen unter anderem der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft sowie die sogenannte Varroamilbe, die den Bienen als Parasit zusetzt. Weil Bienen zahlreiche Nutzpflanzen best?uben, stehen mit dem Bienenschwund auch landwirtschaftliche Ertr?ge auf dem Spiel. Das Bremer Projekt ?Bee Observer“ – Bienenbeobachter – liefert wertvolle Informationen zum Wohlergehen von Bienenv?lkern in ihren St?cken, die weltweit von Interesse sind.

Um den Gründen für das Bienensterben auf die Spur zu kommen, wendet der Neuroinformatiker Thorsten Klu? eine von der Neurowissenschaft inspirierte Methodik an. ?S?mtliche Sensordaten werden mithilfe von Algorithmen in Beziehung gesetzt. Durch sogenanntes Data-Mining k?nnen wir Informationen sammeln, die sonst in den einzelnen Datenkan?len verborgen bleiben“, sagt Klu?. ?hnlich werden die elektrischen Potenziale des Gehirns in der Elektroenzephalografie, besser bekannt als EEG, ausgewertet. ?Mit den Daten k?nnen wir die Anzahl der Bienen und die Menge des gesammelten Honigs bestimmen. Bei Krankheiten k?nnen wir zudem nach den Gründen dafür forschen.“

Eigene Bienenst?cke auf dem Campus

Thorsten Kluss am Schreibtisch in seinem Büro.
Thorsten Klu? stammt aus Nordhessen. Nach einer Ausbildung zum Krankenpfleger in K?ln studierte er an der Universit?t Bremen Psychologie. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Kognitive Neuroinformatik der Universit?t Bremen.

Klu? ist fasziniert von Bienen: ?Ein Bienenvolk ist eine Einheit – wie ein Gehirn.“ Gemeinsam mit seiner Kollegin kam er auf die Idee, das Verhalten von Bienen mit neurowissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Die zehn Bienenst?cke direkt vor seinem Bürogeb?ude auf dem Campus nennt Klu? gem?? der Imkersprache ?Beuten“. ?Wir haben die Beuten mit einer ganzen Reihe von Sensoren ausgerüstet. Wir messen ihr Gewicht, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Inneren, den Luftstrom am Einflugloch und einiges 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育. Erg?nzend erheben wir Daten zum Standort wie etwa das Wetter.“

Von Anfang an war Klu? klar, dass das Projekt ?Bee Observer“ ohne das Fachwissen und die Hilfe der Bev?lkerung nicht funktionieren kann: ?Deshalb stehen wir im engen Austausch mit Imkerinnen und Imkern aus Bremen, die mit gro?er Motivation im Projekt mitarbeiten. Wir unterstützen sie bei etwas, das ihnen sehr am Herzen liegt.“ Den Imkerinnen und Imkern etwas zurückzugeben, ist Bestandteil des Projekts. ?Wir stellen daher Sensor-Pakete zur Verfügung, mit denen sie ihre Beuten ausrüsten k?nnen. 20 sind bereits damit ausgestattet und liefern flei?ig Daten.“

Davon profitieren die bremischen Honigb?uerinnen und -bauern enorm. Thorsten Klu?, der privat ebenfalls imkert, wei? genau, was ihnen die Arbeit erleichtert. ?Imkerinnen und Imker kümmern sich aufopferungsvoll um ihre Bienen und sind immer in Sorge, ob der eingelagerte Honig ausreicht und das Volk den Winter übersteht. Wenn sie aber kontrollieren, ob es den Bienen gut geht und die Beuten ?ffnen, bricht im Bienenvolk die gro?e Panik aus.“ Das Volk müsse die Beute dann jedes Mal mühsam zurück auf die 35 Grad Celsius Innentemperatur bringen. ?Es klingt paradox: Aber mit dem Einsatz von Technik machen wir die Imkerei ein ganzes Stück natürlicher.“ Denn mit der eingebauten Waage k?nnen Imkerinnen und Imker die Menge des Honigs überwachen, ohne die St?cke zu ?ffnen.

Ein offenes Projekt für alle

?Ich war immer ein Verfechter des Open-Source-Gedankens, bei dem eine offene Community gemeinsam an einem Thema arbeitet. Jeder kann mitwirken, alles Wissen wird geteilt, nichts ist geheim“, sagt Klu?. Er arbeitet daher eng mit der sogenannten ?Maker-Szene“ zusammen. Hier tüfteln Privatmenschen aus den Bereichen Technik, Imkerei, Schreinerei, Programmierung und Ingenieurwesen aus Bremen und der ganzen Republik mit viel Einfallsreichtum daran, dass sich in Zukunft jede Imkerin und jeder Imker die Bauanleitung für die Sensorik herunterladen und sie selbst herstellen kann. ?In so einer Community steckt ein enormes Potenzial. Es entstehen Ideen und L?sungen, auf die ich als Akademiker nie gekommen w?re. Open-Source-Bildungsforschung sollte integraler Bestandteil der Bildungslandschaft werden, damit Menschen auf der ganzen Welt an diesem Wissen teilhaben k?nnen“, sagt Klu?.