Dieter Senghaas

 

Prof. Dr. Dieter Senghaas, Dr. h.c.

Tel.: +49 421 230436

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Geb. 27.08.1940 in Geislingen/Steige; verh. seit 1968 mit Eva Knobloch; Vater einer Tochter Tanja (geb. 1970). Studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte und Philosophie an den Universit?ten Tübingen, Amherst (Mass.), Frankfurt, Ann Arbor (Mich.).

1963 - 1968
Wissenschaftliche Hilfskraft und (ab 1967) Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Politikwissenschaft an der Universit?t Frankfurt/M. (Professor I. Fetscher).

1967
Promotion: "Kritik der Abschreckung. Ein Beitrag zu einer Theorie der internationalen Politik".

1968 - 1970
Forschungsaufenthalt am Center for International Affairs an der Harvard University, Cambridge (Mass.); Forschungskooperation mit Professor Karl W. Deutsch.

1970 - 1978
Forschungsgruppenleiter in der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK).

1972 - 1978
Professor für Internationale Beziehungen an der Universit?t Frankfurt/M.

1978 - 2005
Professor für Internationale Politik und internationale Gesellschaft, insbesondere Friedens-, Konflikt- und Entwicklungsforschung an der Universit?t Bremen.

1986 - 1987
Forschungsprofessor in der Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen bei München.

1987
Preistr?ger des International Peace Research Award.

1992 - 1994
Forschungsprofessor in der Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen bei München.

1994 ff
Korrespondierendes Mitglied des Forschungsinstituts der Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen.

1999
G?ttinger Friedenspreis 1999 der Stiftung Dr. Roland R?hl.

2000
Zum 60. Geburtstag am 27.08.2000 erscheint die Festschrift Vom Ewigen Frieden und vom Wohlstand der Nationen, hg. von Ulrich Menzel, Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 2000 ( Reihe: edition suhrkamp 2173).

Ebenfalls aus diesem Anla? ?berreichung von Der Gro?e Senghaus in einem Band. Festgabe zum 60. Geburtstag von Dieter Senghaas, hg. von InIIS-Autorenkollektiv, Redaktion: Ulrich Schneckener und Gregor Walter, Bremen 2000 (2. Aufl. Oktober 2000).

04.12.2000
Verleihung des akademischen Grades "Doktor der Sozialwissenschaften ehrenhalber (Dr. rer. soc. h.c.)" durch die Fakult?t für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universit?t Tübingen.

2005
Aus Anla? des 65. Geburtstages am 27.08.2005 finden zwei Symposien statt: In der Heimatstadt Biberach/Ri? in Oberschwaben das Symposium"Eine Kultur des Friedens denken" (16./17.09.2005) mit Beitr?gen u.a. von Prof. Dr. Marie-Janine Calic, Dr. h.c. Hans Koschnick, Prof. Dr. Volker Rittberger und Prof. Dr. Michael Zürn (ver?ffentlicht 2006 in der Reihe Biberacher Studien, Bd. 7, unter dem Titel Eine Kultur des Friedens denken); an der Universit?t Bremen das Symposium "Die Zukunft des zivilisatorischen Hexagons im 21. Jahrhundert" (14.10.2005) mit Beitr?gen von Prof. Dr. Frank Nullmeier, Dr. h.c. Hans Koschnick, Prof. Dr. Bernhard Zangl, Dr. Ulrich Schneckener, Prof. Dr. Peter Mayer, Dr. Dieter Wolf, Prof. Dr. Hanne Birckenbach (S. hierzu auch Leviathan, Bd. 33, Nr. 4, 2005, S. 420-438 mit Beitr?gen von F. Nullmeier und M. Zürn).

17.11.2006
Verleihung des Kultur- und Friedenspreises der Villa Ichon im Rathaus der Freien Hansestadt Bremen (Laudatio: Prof. Dr. Hajo Schmidt, Hagen; ver?ffentlicht in: Reden in der Villa Ichon 2006-2007, Bd. XI, Bremen 2007, S. 21-27).

2006 ff
Senior Fellow am Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS), Universit?t Bremen.

2010
Aus Anlass des 70. Geburtstages am 27.08.2010 findet in Biberach/Ri? das Symposium "Eine Kultur des Friedens f?rdern" (17./18.09.2010) mit Vortr?gen von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Küng, Prof. Dr. Harald Müller und Botschafter Dr. Günther B?chler statt. An einer Podiumsdiskussion über das "zivilisatorische Hexagon" beteiligen sich Herbert Beck (Schw?bische Zeitung), Martin Gerster (MdB), Susanne Babila (SWR) und Uli J?ger (Institut für Friedensp?dagogik Tübingen).

2010
Verleihung (erstmalig) des vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Wien) gestifteten Leopold-Kohr-Preises durch die Leopold Kohr-Akademie Salzburg am 05.10.2010 in der Gro?en Aula der Universit?t Salzburg.

2015
Aus Anlass des 75. Geburtstags findet in der Stadthalle in Biberach/Ri? das Symposium "Friedensarchitekturen in  kriegerischen Zeiten" statt. Den Hauptvortrag h?lt Prof. Dr. Lothar Brock (HSFK, Frankfurt/M.). Am Podiumsgespr?ch beteiligen sich Prof. Dr. Brock, Uli J?ger (Berghof Foundation), Prof. Dr. Eva Senghaas-Knobloch, Dr. Reiner Steinweg (Linz) und der Jubilar. Moderation: Dr. Alfons Siegel.

2022

Im Rathaus von Biberach/Ri? findet im September 2022 eine Ausstellung "Dieter Senghaas: Wissenschaft für den Frieden" statt, zu der auch eine 34-seitige Broschüre von Alfons Siegel erschienen ist.

  • Friedensforschung (wissenschaftstheoretische, wissenschaftspolitische und methodologische Fragestellungen; Milit?rstrategie; Rüstungsdynamik; Rüstungskontrolle; Abrüstungsforschung; Dritte Welt; Gewaltproblematik; Analyse von internationalen Konfliktformationen; Zivilisierungsproblematik und Friedenstheorie; europ?ische und weltpolitische Entwicklungen nach dem Ost-West-Konflikt).
    Politikwissenschaft, insbesondere Internationale Beziehungen (Theorie- und Methodenprobleme).
  • Entwicklungsforschung (Untersuchungen über aktuelle theoretische und praktische Probleme der Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik; historisch-vergleichende Forschung; vergleichende Untersuchung über sozialistische Entwicklungswege).
  • Grundfragen der Sozialwissenschaft (im Zusammenhang obiger Sachbereiche).
  • Die Friedensproblematik in klassischer Musik

 

Wissenschaftsbiographische Notizen

An deutschen und amerikanischen Universit?ten studierte ich Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie und Geschichte. Zu den Wissenschaftlern, die mein Studium am meisten pr?gten, geh?ren Iring Fetscher, Ralf Dahrendorf, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas, Anatol Rapoport und vor allem Karl W. Deutsch. Eine nachhaltige intellektuelle Wirkung, wenngleich nur aus der Ferne, ging auch von Samir Amin, dem meiner Meinung nach bedeutendsten Intellektuellen der südlichen Kontinente, aus. Diese Namen stehen auch stellvertretend für die wissenschaftstheoretischen und die wissenschaftspolitischen Einflüsse, die meine sp?teren Arbeiten charakterisieren: Ideologiekritik und kritische Theorie, vermittelt mit einer als Erfahrungswissenschaft begriffenen Sozialwissenschaft. In den unterschiedlichen Themenfeldern, die ich seit der Mitte der 1960er Jahre bearbeitete, finden sich allerdings diese Orientierungen, ma?geblich thematisch bedingt, ganz unterschiedlich akzentuiert.

I

Zu Beginn meiner wissenschaftlichen Arbeit stand das Interesse an einer systematischen Analyse internationaler Politik und internationaler Beziehungen - Themen, die in der Bundesrepublik der 1960er Jahre weder im engeren politik- und sozialwissenschaftlichen Sinne noch im weiteren Sinne einer interdisziplin?r orientierten Politischen ?konomie der internationalen Gesellschaft bzw. des internationalen Systems bearbeitet wurden. Diese Lücke war für mich Ausgangspunkt für die Besch?ftigung mit Internationaler Politik als einem der Spezialgebiete der Politikwissenschaft. Der Einstieg in diesen Forschungsbereich erfolgte über das Studium von Milit?rstrategie (strategic studies) und Entwicklungsl?nderforschung (development studies) w?hrend eines ersten Studienaufenthaltes in den USA 1962/63, der mir durch ein Fulbright-Stipendium erm?glicht wurde. In dieser Zeit begann ich auch mit der Aufarbeitung jener Forschungsgebiete, die in den USA innerhalb der Politikwissenschaft als International Relations, einschlie?lich entsprechender systemtheoretischer Ans?tze, gelehrt wurden. Meine ersten wissenschaftlichen Aufs?tze galten einer kritischen Rezeption dieser Forschungsrichtung sowie der damals im Aufschwung befindlichen Systemtheorie und Sozialkybernetik.1 Mir ging es dabei um Systematisierung und ideologiekritische Sichtung der amerikanischen Beitr?ge.

 

II

Bestimmend für die frühen Arbeiten mit eigenst?ndigem Charakter wurde jedoch die Auseinandersetzung mit der vor allem in den USA geführten milit?rstrategischen Diskussion. Henry Kissingers Ver?ffentlichungen aus den sp?ten 50er und frühen 60er Jahren gaben hierzu den Ansto?, so vor allem die Lektüre seines Buches "Kernwaffen und ausw?rtige Politik", die mich unmittelbar zur Bewerbung um ein Fulbright-Stipendium motivierte. Das Studium der Milit?rstrategie vermittelte mir auch als Nebeneffekt erste Kenntnisse der seit der Mitte der fünfziger Jahre in den USA entstandenen Friedens- und Konfliktforschung (peace research; conflict resolution). Auf eine erste Phase der Aufarbeitung amerikanischer Beitr?ge und der bibliographischen Erfassung der internationalen Friedensforschungsliteratur schrieb ich in der zweiten H?lfte der 60er Jahre eine Reihe von wissenschaftspolitischen Aufs?tzen, mit der ich in der Bundesrepublik für die Sache der Friedensforschung werben wollte.

Meine eigentliche Forschungsarbeit konzentrierte sich jedoch seit 1964 auf die kritische Auseinandersetzung mit der nach 1955 ver?ffentlichten, politisch einflu?reichen milit?rstrategischen Literatur. Aus dieser Auseinandersetzung entstanden meine im Wintersemester 1966/67 abgeschlossene Dissertation sowie einige weiterführende Studien zur Kritik der Abschreckungsstrategie. In diesen Arbeiten wurde die Clausewitzsche Problematik des Verh?ltnisses von Politik und Gewalt sowie die Rolle und Funktion von Drohpolitik in der damaligen internationalen Politik thematisiert. Kritisch wurde die nukleare Abschreckungsstrategie als ein Versuch interpretiert, auch unter den Bedingungen zugespitzter politischer Verfeindung und historisch unvergleichlicher Zerst?rungspotentiale das neuzeitliche konventionelle Verst?ndnis von Politik und Gewalt im zwischenstaatlichen Verkehr aufrechtzuerhalten bzw. zu restaurieren. Das dabei eingeführte Konzept organisierte Friedlosigkeit sollte darauf verweisen, da? eine solche Restauration unter den seinerzeit gegebenen Bedingungen (Ost-West-Konflikt bzw. Kalter Krieg) eine konzertierte Aktion zwischen politischer Führung, ?konomie, Milit?r und Wissenschaften voraussetzte ("Abschreckung und Frieden. Studien zur Kritik organisierter Friedlosigkeit", 1969).

Bei dieser ?berlegung setzten auch meine nachfolgenden Untersuchungen über Rüstungsdynamik, die Rolle des milit?risch-industriellen-wissenschaftlichen-bürokratischen Komplexes (MIK) und die Studien über die Funktion von Rüstungskontrolle an ("Rüstung und Militarismus", 1972; "Aufrüstung durch Rüstungskontrolle", 1972). Eine intensive Folgediskussion l?ste die These aus, die seit den sechziger Jahren ausdifferenzierte Abschreckungskonstellation zwischen Ost und West lasse sich als eine autistische Struktur begreifen, innerhalb derer Rüstungsdynamik - die anhaltende Auff?cherung der diversen Abschreckungsdoktrinen und Rüstungspotentiale - vor allem innengeleitet sei und weit weniger als in der ?ffentlichen Debatte durch internationale Aktions-/Reaktionsprozesse vorangetrieben werde (Rüstungsautismus).2

Das Autismus-Theorem, das ich im Hinblick auf die Abschreckungskonstellation entfaltete, wurde jedoch für mich noch in anderer Hinsicht wichtig: Abschreckung unter den Bedingungen einer Extremsituation (glaubwürdiges Management einer abgestuften, tendenziell jedoch exterministischen Vernichtungsdrohung) erm?glichte Einblicke in die strukturell begründete Autismusanf?lligkeit bzw. die Lernpathologien g?ngiger internationaler Politik. Kritische Realit?tsprüfung ist in solchem Umfeld für Politik und Wissenschaft weit schwieriger als in innergesellschaftlichen Politikfeldern. Deshalb besteht in internationaler Politik anhaltend die Gefahr, in die Autismus-Falle zu geraten. W?hrend des Ost-West-Konflikts war diese Gefahr besonders akut. Auch Friedensforschung entging ihr nicht v?llig.

 

III

Die von mir differenziert erarbeitete Abschreckungskritik und die daran anschlie?ende Analyse von Rüstungsdynamik und Rüstungskontrolle wurden zum Ausgangpunkt für meine Forderung nach einer kritischen Friedensforschung. Sp?ter, am Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre entwickelte ich diese Forderung auch aus der eingehenden Auseinandersetzung mit der vornehmlich behaviouristisch und systemanalytisch verfahrenden Konfliktforschung in den USA. Bem?ngelt wurden daran ihre Ahistorizit?t, die Unterbelichtung herrschaftssoziologischer Probleme und das Fehlen von Ideologiekritik (heute würde man sagen: von dekonstruktivistischer Perspektive). Am Beispiel des Problems "Aggressivit?t und kollektive Gewalt" (1971) und insbesondere der Kriegsursachenforschung wurde die thematische Breite und das Potential einer kritischen Friedensforschung dargelegt ("Gewalt - Konflikt - Frieden", 1974).

Zu dieser Zeit war ich an der Gründung eines Instituts für Friedensforschung in Frankfurt beteiligt (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung). Weiterhin arbeitete ich beratend in zwei F?rderorganisationen für die Friedens- und Konfliktforschung mit: in der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) sowie in der privaten Berghof-Stiftung für Konfliktforschung (in letzterer bis heute). Au?erhalb der Bundesrepublik wurden meine Studien vor allem im Rahmen der Pugwash-Bewegung, der International Peace Research Association, der International Political Science Association und der Treffen von Wissenschaftlern aus Ost und West im Institut für den Frieden (Wien) diskutiert.

 

IV

Die vorgenannten Studien waren auf die Analyse des Ost-West-Konfliktes bezogen. Doch wurde dadurch das frühere Interesse an einer systematischen Theorie internationaler Beziehungen nicht g?nzlich in den Hintergrund gedr?ngt. Eine Studie über Konfliktformationen in der internationalen Gesellschaft (1973) hatte dieses Interesse neu akzentuiert; sie bildete den ?bergang zu Untersuchungen, die die Analyse von Weltwirtschaft und Entwicklung und damit den Nord-Süd-Konflikt zum Inhalt hatten. Mein Ausgangspunkt dafür war seit Anfang der 1970er Jahre die Rezeption der lateinamerikanischen dependencia-Theorien, die zum damaligen Zeitpunkt den einzigen konkreten Beitrag zu einer erfahrungswissenschaftlichen Theorie internationaler Schichtung und ihrer entwicklungspolitischen Implikationen darstellten. Zwei aus dieser Besch?ftigung hervorgegangene Sammelb?nde in der edition suhrkamp mit Beitr?gen aus der internationalen Diskussion über Dependenz (abh?ngige Reproduktion) und peripheren Kapitalismus (1992/1994) haben jahrelang die entwicklungstheoretische und entwicklungspolitische Diskussion in der Bundesrepublik ma?geblich beeinflu?t.

Im Anschlu? daran erstreckte sich mein Forschungsinteresse im wesentlichen auf vier Schwerpunkte: In einem mit Lehrern durchgeführten Curriculum-Projekt wurde, erstens, der Versuch unternommen, diese neueren Erkenntnisse in didaktisch verwertbare Schulmaterialien zu übersetzen. Aus einer von mir geleiteten Arbeitsgruppe entstand, zweitens, eine Publikation über die Folgewirkungen der Aktivit?ten multinationaler Konzerne in der Dritten Welt. Seit Mitte der 1970er Jahre erhielt die entwicklungstheoretische Forschung eine gr??ere politische Relevanz, insbesondere durch die Diskussion über eine Neue Internationale Wirtschaftsordnung (NIWO). Mein Beitrag zu dieser Diskussion bestand, drittens, vor allem in dem 1977 vorgelegten Pl?doyer für Dissoziation ("Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik", 1977): Darin wurde argumentiert, da? die übliche Integration der Dritten Welt in die gegebene Weltwirtschaftsordnung elementare Entwicklungsprobleme der Dritten Welt nicht l?sen k?nnen wird. Viel澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 sei eine Neubelebung des alten List’schen Programms der selektiven Abkopplung (Dissoziation) auf Zeit bei gleichzeitiger Orientierung auf autozentrierte Entwicklung erforderlich, damit Drittwelt-Gesellschaften in die Lage versetzt würden, lokale Ressourcen zur Befriedigung der lokalen Bedürfnisse ihrer eigenen Bev?lkerung koh?rent zu mobilisieren. Dieses Pl?doyer - oft als Pl?doyer für Autarkie grundlegend mi?verstanden - hatte dann eine wiederum jahrelange weit gef?cherte Diskussion zwischen den Verfechtern der g?ngigen Integration und den Verteidigern der Dissoziationsthese ausgel?st. Dabei ist rückblickend unübersehbar, da? die entwicklungspolitisch motivierten Anh?nger der Dissoziationsthese allermeist eindimensional ("Abkoppelung") argumentierten, w?hrend das diese Diskussion ausl?sende Konzept nachweisbar immer 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育dimensional (selektive Dissoziation auf Zeit, autozentrierte Entwicklung, collective self-reliance) ausgerichtet war.

In einem breit angelegten Forschungsprojekt war ich, viertens, seit der Mitte der 70er Jahre bemüht, an besonders exponierten Beispielen extremer dissoziativer Entwicklung das genannte Konzept weiter auszuleuchten. Ausgew?hlt wurden für eine komparative Untersuchung die vier sozialistischen Entwicklungsl?nder Albanien, China, Kuba und Nordkorea. Aus diesem Projekt, das ich mit einer Gruppe von Frankfurter Doktoranden bearbeitete, sind 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育ere L?nder-Monographien entstanden sowie ein systematischer Beitrag zum entwicklungsgeschichtlichen Stellenwert des Sozialismus. Darin argumentierte ich, da? Sozialismus bisher nicht die Funktion einer neuen Produktionsweise jenseits reifer kapitalistischer Gesellschaften gehabt habe. Ungeachtet der viel weitreichenderen gesellschaftspolitischen Absichten der Akteure sei seine Rolle viel澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育, nachholende Entwicklung unter Bedingungen zu erm?glichen, unter denen sie unter kapitalistischen Vorzeichen in der Regel nicht 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 erfolgt. St?rken und Schw?chen dieses entwicklungspolitischen Unterfangens wurden dabei gleicherma?en analysiert, ebenso die geringen Erfolgsaussichten im Falle ausbleibender Reformen nach der extensiven Entwicklungsphase des real existierenden Sozialismus. Im Lichte der monographischen Ergebnisse wurde die wachsende Diskrepanz zwischen der zunehmenden Komplexit?t von ?konomie und Gesellschaft einerseits und dem beharrlich monolithhaften Charakter der politischen Ordnung kritisiert: "Ohne Selbstkorrektur in Richtung auf dezentrale Lenkungsstrukturen und politische Partizipation bleibt der entstehende ‘real existierende Sozialismus’ eine Entwicklungsstufe zu einem letztendlich nur noch mit Gewalt zu verhindernden Kapitalismus" (1982).

 

V

Bedingungen und Verlaufsmuster nachholender Entwicklung waren ein sich daran anschlie?ender thematischer Schwerpunkt. Ausgehend von modernisierungstheoretischen Hypothesen, von Annahmen aus der Theorie des peripheren Kapitalismus und von allgemeinen ?berlegungen über Peripherisierungsprozesse wandte ich mich in einem historisch-komparativen Projekt der Frühphase europ?ischer Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu. Die prinzipielle Frage war die gleiche wie in den bereits genannten Vorhaben: Wie kam unter den Bedingungen einer auch in der Frühphase der europ?ischen Entwicklung existierenden internationalen Hierarchie, die sich in unterschiedlichen Produktivit?ten und Kompetenzen einzelner Gesellschaften und ?konomien dokumentierte, eine sich selbst tragende autozentrierte Entwicklung zustande? Mit diesem Forschungsvorhaben setzte ich bisherige entwicklungstheoretische ?berlegungen und vor allem die Dissoziationsthese historischem Material aus. Das dabei avisierte Ziel war sowohl die Formulierung einer historisch-komparativ begründeten Typologie autozentrierter Entwicklung als auch die m?gliche Nutzung historischer Erkenntnisse für die aktuelle entwicklungspolitische Diskussion über eine neue internationale Wirtschaftsordnung. Diese Forschung reihte sich ein in die wenigen anderen ?hnlich ausgerichteten Unternehmungen, so z.B. in die damals im Aufschwung befindlichen Analysen über das "moderne Weltsystem" (I. Wallerstein, A.G. Frank, S. Amin, H. Elsenhans u.a.), ohne im Lichte eigener Ergebnisse immer deren Aussagen zu teilen. Das Ergebnis wurde in dem Buch "Von Europa lernen" (1982), das sp?ter in 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育ere Sprachen übersetzt wurde, vorgelegt.

An diese 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育j?hrige Untersuchung, deren besonderer Reiz aus dem Zwang zu historisch-genetischer, struktureller und vor allem vergleichender Analyse resultierte, schlo? sich in der ersten H?lfte der 1980er Jahre eine Besch?ftigung mit den sogenannten ostasiatischen Schwellenl?ndern an, wobei gefragt wurde, ob sich in diesem Bereich der Welt frühe Entwicklungserfahrungen Europas wiederholen. Ungeachtet weniger Besonderheiten war die Antwort positiv.

Die Ergebnisse der eigenen Entwicklungsforschung wurden 1986 in einem Buch, verfa?t zusammen mit Ulrich Menzel, publiziert ("Europas Entwicklung und die Dritte Welt. Eine Bestandsaufnahme", 1986). Es diente gleichzeitig der Bestandsaufnahme und systematischen Auswertung, genauer gesagt: der Selbstevaluation einer ca. fünfzehnj?hrigen, in allen Etappen mit Ulrich Menzel gemeinsam durchgeführten Forschungsarbeit.3

Im Lichte gesicherter erfahrungswissenschaftlicher Befunde über Entwicklungsprozesse - Erfolge, Mi?erfolge und viele dazwischengelagerte F?lle - konnten kontroverse paradigmatische Orientierungen im Hinblick auf historische und aktuelle Konstellationen kontextspezifisch verortet werden. Anders als bei der Analyse von Abschreckung, bei der man sich sinnvollerweise nur auf einen einzigen Fall, den Ost-West-Konflikt, beziehen konnte, erwies sich in der Entwicklungsforschung die Vielfalt des historischen und aktuellen Materials als ein "Laboratorium", in dem Entwicklungspfade gewisserma?en erprobt wurden. In einem derart vielf?ltigen, zu Differenzierungen und Typologien anregenden Umfeld habe ich aus der sachorientierten Forschungspraxis heraus den Vergleich als K?nigsweg sozialwissenschaftlicher Erkenntnis zu begreifen und praktizieren gelernt. Auch habe ich dabei gelernt, theoretische, insbesondere erfahrungswissenschaftliche Aussagen immer auf spezifische Kontexte auszurichten, was notwendigerweise ?berlegungen über die Kontextuierung von Kontexten und damit Reflexionen über eine typologisch unterfütterte generalisierende Theorie einschlie?t.

 

VI

Nach diesem 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育j?hrigen Durchgang durch die Entwicklungsproblematik erwachte in mir seit der Mitte der 1980er Jahre erneut das Interesse an einer systematischen Analyse internationaler Beziehungen. Dabei gab es drei Schwerpunkte. Ein erster bezog sich auf Europa, wobei ich bemüht war, "Die Zukunft Europas" (1986) im Zusammenhang der damaligen weltpolitischen Lage, der sogenannten Hegemoniekrisen-Problematik, zu bestimmen. Die aktuelle politische Diskussion über Nachrüstung gab Anla?, wiederum mit dem Ziel einer Selbstevaluation die frühen Arbeiten über Abschreckung, Rüstungsdynamik und Rüstungskontrolle neu und also selbstkritisch zu überdenken. Ergebnisse dieser ?berlegungen finden sich ebenfalls in dem zuletzt zitierten Buch.

Ein zweiter Schwerpunkt bezog sich auf die sogenannten Regionalkonflikte, die seinerzeit meist als die "Süddimension des Ost-West-Konfliktes" interpretiert wurden. In einer ?u?erst anregenden Arbeitsgruppe in der Stiftung Wissenschaft und Politik (Ebenhausen), wo ich 1986/87 ein erstes Forschungsjahr verbrachte, wurden diese Konflikte fallspezifisch und vergleichend mit dem Ergebnis einer Neubewertung gesichtet: Der Ost-West-Konflikt erwies sich dabei vielfach eher als aufgesetzt und nicht als Ursache solcher Konflikte.

Aus den diversen Forschungsstr?ngen seit der zweiten H?lfte der 1960er Jahre entstand dann Mitte der 1980er Jahre der Versuch, in einer synthetisierenden Betrachtung die gewonnenen Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsfeldern (Ost-West/Nord-Süd, etc.) im Hinblick auf Struktur und Entwicklungsdynamik des internationalen Systems darzulegen: "Konfliktformationen im internationalen System", so lautete 1988 der Buchtitel kurz vor dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Ein Jahr sp?ter kam es zu dem für die Nachkriegszeit beispiellosen weltpolitischen Umbruch. Das Buch wurde dadurch - nolens volens - zu einem Dokument, das vor allem für eine rückblickende zeitgeschichtliche Analyse der Struktur von Weltpolitik nach 1945 von Relevanz bleibt.

In die Endphase des Ost-West-Konfliktes fiel auch der Beginn meiner Mitarbeit im Vorstand und Wissenschaftlichen Beirat in der von Willy Brandt initiierten Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF). Die pers?nlichen Begegnungen mit Willy Brandt hatten für mich so etwas wie friedenspolitische Motivationsschübe zur Folge und waren für meine Forschungsarbeiten zu einem Zeitpunkt besonders anregend, als sich Politik noch w?hrend der alten weltpolitischen Konstellation mit Lernprozessen schwertat. Sie waren jedoch auch nach dem weltpolitischen Umbruch hilfreich, als sich merkwürdigerweise (oder auch nicht!) die mir vertrauten Wissenschaften wie nur mühsam umsteuerbare Tanker verhielten.

 

VII

Der weltpolitische Umbruch 1989/90 veranla?te mich unmittelbar zu einer selbstkritischen Auseinandersetzung mit meiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit. Denn diese Forschung war, wie nicht anders vorstellbar, eingebunden in die dominante weltpolitische Konfliktformation der Nachkriegszeit, den Ost-West-Konflikt. Durch diesen Konflikt wurden Fragestellungen und Perspektiven nicht nur dann vorgepr?gt, wenn es um eine Bestandsaufnahme ging, sondern auch um ?berlegungen zur Abfederung bzw. ?berwindung dieses Konfliktes. Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes - das wurde mir mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989, als ich zuf?llig in West-Berlin war, deutlich - waren die entsprechenden analytischen und praxeologischen Pr?missen hinf?llig geworden. Eine konzeptuelle Neuausrichtung wurde überf?llig. Sie erfolgte in dreifacher Hinsicht.

Zun?chst besch?ftigte mich die Frage, welche friedenspolitischen Chancen sich für ein Europa jenseits der Abschreckungskonstellation und des Ost-West-Konfliktes ergeben. Zwei Buchpublikationen dienten der Er?rterung dieser Frage: der Umri? eines Friedensplanes für Europa, wenige Wochen nach dem weltpolitischen Umbruch beendet und im M?rz 1990 ver?ffentlicht ("Europa 2000. Ein Friedensplan", 1990), sowie danach die ausführliche Diskussion desselben Themas in "Friedensprojekt Europa" (1992).

In einem weiteren Schritt ging es darum, nach dem erfolgten weltpolitischen Umbruch das internationale System insgesamt zu analysieren. In der Folge dieses Umbruchs waren hinsichtlich der 1988 vorgelegten Diagnose über die Konfliktformationen der Nachkriegszeit einige Strukturen der seinerzeit analysierten Empirie weggebrochen. Erforderlich wurde also eine Neukonzeptualisierung der Weltlage. Da der weltpolitische Umbruchproze? noch im Gange war, wurde 1994 im Buchtitel bewu?t gefragt "Wohin driftet die Welt?" In dieser Analyse wurden Kontinuit?ten und Diskontinuit?ten gesichtet. Entwicklungstrends, die sp?ter noch deutlicher hervortraten, wurden mit den Kategorien Globalisierung und Fragmentierung diskutiert. Die Publikation entstand w?hrend einer zweij?hrigen Forschungsprofessur an der Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen (1992-94) - einer Organisation, die - wie auch alle Wissenschaftler seinerzeit - unter dem Zwang einer konzeptuellen Reorientierung stand. Dieser Umstand machte den Aufenthalt an dieser nicht-universit?ren Forschungsinstitution, die vor allem auch Politikberatung zur Aufgabe hat, besonders anregend und fruchtbar.

 

VIII

Die neue weltpolitische Konstellation, insbesondere aber die Lage in Europa machten es erforderlich, konstruktiv zu denken. Denn anders als vor 1989/90 ging es nun nicht 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 darum, eine ideologisch und rüstungsm??ig zugespitzte Konfliktkonstellation einzuhegen. Viel澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 stand die nach dem Umbruch m?glich gewordene neue Gestaltung einer politisch offenen Situation auf der Tagesordnung. Deshalb waren auch von Seiten der Wissenschaftler gestalterische Perspektiven gefordert. In meiner Auseinandersetzung mit den Zeitl?uften wurde deshalb die Besch?ftigung mit dem Konzept des Friedens zu einem zentralen Gegenstand eigenen Denkens und Forschens. Obwohl die anf?nglichen ?berlegungen hierzu einige Jahre ?lter sind als der weltpolitische Umbruch, bekamen diese eine deutliche Akzentuierung erst nach 1989/90.4 Die Zivilisierung des Konfliktes wurde zu einem Schwerpunkt der Analyse. Ich begriff Frieden als Zivilisierungsprojekt und bemühte mich, die Konturen dieser Perspektive herauszuarbeiten. Die Thematik war mir natürlich nicht unvertraut, allein schon, weil sie über Eva Senghaas-Knobloch und deren frühe Monographie "Frieden durch Integration und Assoziation" (1969) gewisserma?en in unsere Lebensgemeinschaft eingebracht wurde. Darüber kam es jedoch unbeabsichtigt zu einer Aufmerksamkeits- und Arbeitsteilung, dergem?? sie sich mit assoziativen (Integration!) und ich mich mit dissoziativen Friedensstrategien (Abschreckung!) besch?ftigte, so wie das manche feministische Lehrmeinung geradewegs erwarten würde!
 

Meine ?berlegungen zu einem konstruktiven Konzept des Friedens bündelten sich in den frühen 90er Jahren im sogenannten "zivilisatorischen Hexagon", mit dessen Hilfe, erfahrungswissenschaftlich begründet, die komplexe Architektur des Friedens, auch die komplexen Prozesse einer Politik konstruktiver Friedensgestaltung thematisiert wurden.5 Mit der Ver?ffentlichung zweier inhaltlich streng fokussierter Sammelb?nde, "Den Frieden denken" (1995) und "Frieden machen" (1997), wollte ich die konstruktive Friedensperspektive insgesamt profilieren. Diesen Bemühungen kam entgegen, da? angesichts der neuen Konfliktlage in der Welt, die insbesondere durch Ethnokonflikte gekennzeichnet wird, konstruktive Bearbeitungsstrategien auch von der Praxisseite nachgefragt wurden. So setzte allenthalben - bei Regierung und gesellschaftlichen Gruppierungen, aber auch bei bis dato nur rüstungskritisch fixierten Pazifisten - ein Lernproze? ein, der zu einem neuen Interesse an konstruktiver Konfliktbearbeitung führte.

Ein solcher Lernproze? war und ist für die Friedensforschung insgesamt von Bedeutung: Wenn man n?mlich Frieden als Zivilisierungsproze? versteht, wird es unausweichlich, die Aufmerksamkeit auf Koexistenz als Inbegriff institutionalisierter gewaltfreier Konfliktaustragung auszurichten. Dabei wird deutlich, da? die Kritik des Unfriedens - ein in jeder Hinsicht legitimer und wichtiger Arbeits- und Argumentationszweig der Friedensforschung - sich nicht in ein konstruktives Friedenskonzept überführen l??t ohne neu einsetzende, neu akzentuierte zus?tzliche ?berlegungen, die sich pr?zise auf die Erm?glichung von Frieden (qua Struktur oder Architektur mit eigener Logik) beziehen müssen. So l??t sich beispielsweise aus den Ergebnissen einer Entmilitarisierungsforschung kein konstruktives Friedenskonzept gewinnen. Denn dieser Forschung (wie jeder Anti-Forschung) liegt eine Abbauperspektive zugrunde: Abgebaut werden sollen z.B. der Militarismus oder einfach das Milit?r, die Rüstungspotentiale, die Vorurteile usf. Aber gerade solche Forschung bedarf weiterführender systematischer ?berlegungen darüber, unter welchen Bedingungen unausweichliche Konflikte, die im übrigen auch in einer entmilitarisierten Welt bestünden, sich verl??lich zivilisieren, also ohne Rückgriff auf kollektive Gewalt bearbeiten lassen. Eine solche Perspektive ist jedoch letztendlich keine blo?e Erg?nzung, sondern die eigentlich entscheidende und im Kern konstitutiv für die gesamte Friedensproblematik.

Eine Anti-Forschung findet, empirisch belegbar, selten eine konstruktive Wende. Die wichtige Frage, wodurch und wie sich Frieden konstituiert, und auch die Antworten darauf bleiben deshalb in aller Regel unterbelichtet. Auch meine eigenen wissenschaftlichen Arbeiten aus der Zeit, ehe ich begann, mich mit Fragestellungen der Entwicklungsforschung auseinanderzusetzen, dokumentieren die Wahrscheinlichkeit einer konzeptuellen Engführung in der Folge von Anti-Forschung (in meinem Fall: von Abschreckungskritik). Man bedarf offensichtlich beider: sowohl einer Abbau- als auch einer Aufbauperspektive, am besten von Anfang an und nicht in Abfolge. Wenn sich solche doppelpolige Orientierung in Einzelpersonen oft nur schwierig realisieren l??t, dann mu? zumindest ein Forschungszweig darauf bedacht sein, beiden Perspektiven gebührende Beachtung zu schenken und wissenschaftspolitisch entsprechend aktiv zu werden. ?ber die Verarbeitung meiner eigenen diesbezüglichen Problematik hinausgehend hatten meine Beitr?ge in den 1990er Jahren auch das Ziel, die eigene Disziplin durch konstruktive Impulse mit der dargelegten Anforderung zu konfrontieren.

 

IX

In diesen 1990er Jahren belebten ethnopolitische Konflikte, vor allem dort, wo sie zu Bürgerkriegen eskalierten, erneut die Diskussion über die Grundbedingungen einer friedensf?higen ?ffentlichen Ordnung. Konflikte der genannten Art spitzen sich in aller Regel zu Auseinandersetzungen über die politisch-institutionelle Verfa?theit von Gesellschaften, also auf Verfassungsfragen zu. Je grundlegender diese Auseinandersetzungen werden (so vielfach in Entwicklungsgesellschaften mit fundamentalistischen politischen Bewegungen beobachtbar), um so 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 steht in solchen Konflikten die Entwicklungsrichtung ganzer Gesellschaften zur Disposition. Hier setzt die neuere Kulturdebatte ein, bei der es letztendlich, sofern sie von politischer Relevanz ist, sowohl im Hinblick auf die innere Verfa?theit von Gesellschaften als auch im Hinblick auf die internationale Gesellschaft kontrovers um die Gestaltung ?ffentlicher Ordnungen, also um entsprechende Normen, Institutionen und Mentalit?ten geht. Inhaltlich ganz anders als zur Zeit des Ost-West-Konfliktes steht damit erneut die Erm?glichung friedlicher Koexistenz, jetzt allerdings unter den Vorzeichen einer wachsenden Pluralisierung und Politisierung von Gesellschaften und der Welt insgesamt, auf der politischen Agenda.

Angesichts der zunehmenden Politisierung der Welt sind deshalb vertiefte Kenntnisse über die Kulturen und die Kulturkonflikte in der Welt, auch über interkulturelle Perspektiven, die Brückenschl?ge erm?glichen, erforderlich. Auf Fragen, die sich aus dieser Problematik ergeben, war meine Arbeit am Ende der 1990er Jahre gerichtet, so in dem Buch "Zivilisierung wider Willen. Der Konflikt der Kulturen mit sich selbst" (1998). Zivilisierung der Konfliktaustragung unter modernen Bedingungen, d.h. angesichts sich pluralisierender und politisierter Gesellschaften, wird darin als das Ergebnis kollektiver Lernprozesse gegen die Orientierungen herk?mmlicher Kultur, also wider Willen und folglich im Konflikt mit der eigenen Tradition, begriffen. Denn politisierte Identit?ten und Interessen sind in sozial mobil werdenden, sich zerklüftenden Gesellschaften nicht auf Koexistenz, sondern auf hegemoniale Machtansprüche ausgelegt: Intoleranz ist in einem solchen Zusammenhang ursprünglicher als Toleranz. Da diese Problematik eine moderne ist, wurde sie in den gro?en traditionalen Kulturen der Welt nicht thematisiert.

Die Erfordernisse der sich modernisierenden Gesellschaften stehen im Widerstreit mit den Orientierungen traditionaler Kultur. Modernisierungsprozesse führen demnach zu tiefgreifenden Kulturkonflikten im jeweils eigenen Umfeld. Der beste Beleg dafür ist die westliche Welt selbst, die erst im Ergebnis eines langwierigen, bis in das vergangene Jahrhundert reichenden Zivilisierungsprozesses Koexistenz als eine Leitperspektive zu begreifen gelernt hat. Die einst nur europ?ische Problemlage ist inzwischen eine weltweite geworden. Im übrigen: Geraten Kulturen mit sich selbst in Konflikt, werden sie also "selbstreflexiv", wird dadurch der internationale Kulturdialog nicht erschwert, sondern erleichtert. Zu einem unfruchtbaren Ritual wird er dann, wenn, wie weithin üblich, dem Westen sowie den au?ereurop?ischen Kulturen unverrückbare Kulturprofile unterstellt werden. In Wirklichkeit liegen die gro?en Kulturen der Welt vor allem mit sich selbst in Konflikt - so das Fazit des Buches, das erneut in der edition suhrkamp erschien.

 

X

Wer Demokratie will, bereitet in aller Regel nicht die Diktatur vor. Die Scheidung vorzubereiten, wenn man einer Verm?hlung n?hertritt, ist so widersinnig, wie die Umwelt zu vergiften, wenn man nachhaltige Entwicklung will. Beim Frieden aber ist über Jahrhunderte hinweg eine vergleichbare Absurdit?t kaum bemerkt worden. "Si vis pacem, para bellum" lautet die herk?mmliche, in vielen Teilen der Welt immer noch akzeptierte Maxime für Friedenssicherung: "Willst du Frieden, so bereite den Krieg vor." Diese Maxime gilt als Inbegriff von "Realpolitik". Doch allein schon der gesunde Menschenverstand gebietet, den Frieden vorzubereiten, wenn man Frieden will. Die korrekte Maxime mu? also lauten: "Si vis pacem, para pacem." Man k?nnte auch sagen: Das Ma? des Friedens ist der Frieden selbst. Wenn dem so ist, dann gibt es einen sachlogischen Zwang, sich auf das para pacem zu konzentrieren. Dazu geh?rt auch und nicht zuallerletzt die Reflexion darüber, wie (in der Sprache des Pazifismus von vor 100 Jahren) mit den "Rowdys" der internationalen Gesellschaft umzugehen ist.Dieser Gesamtproblematik ist das Buch " Zum irdischen Frieden. Erkenntnisse und Vermutungen" (2004; edition suhrkamp) gewidmet. In ihm bemühte ich mich, ein allgemeines, jedoch wiederum differenziertes kontextsensibles Fazit aus vielen Jahren meiner Besch?ftigung mit der modernen Friedensproblematik vorzulegen. Das Buch ist in Analogie zu Kants philosophischem Entwurf "Zum ewigen Frieden" (1795) strukturiert: Es enth?lt somit Pr?liminar- und Definitivüberlegungen, Zus?tze und Anh?nge, jedoch keine erneute Kant-Interpretation, viel澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 eine erfahrungswissenschaftlich fundierte, somit weltkundige Zeitdiagnose in friedenspolitischer Absicht.6

 

XI

Man kann nichts verwirklichen, was man nicht begreifen kann. Darin liegt die eigentliche Begründung auch für Friedensforschung, der ich - wenngleich zu Beginn nicht ohne Zuf?lligkeiten - 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 und 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 meine Aufmerksamkeit und wissenschaftliche Arbeit gewidmet habe. Diese Thematik, in die ich im Laufe der Zeit hineingewachsen bin, hatte eine in jeder Hinsicht glückliche Implikation: Sie zwang – von den Sachverhalten her geradewegs aufgen?tigt – zu einer st?ndigen Horizonterweiterung. Neben den vielen Widrigkeiten der Realit?t, mit denen man laufend konfrontiert wird, liegt darin andererseits auch die Faszination dieses Themenfeldes. Diese Faszination war erneut erlebbar in meinem jüngsten Projekt: der "Ann?herung an den Frieden über klassische Musik", dessen Ergebnis in einem Buch im Frühjahr 2001 erschienen ist: "Kl?nge des Friedens. Ein H?rbericht" (edition suhrkamp). Sein Inhalt l??t sich wie folgt zusammenfassen: Seit jeher lie?en sich Komponisten angesichts der brutalen Wirklichkeit des Krieges und im Hinblick auf Friedenshoffnungen zu ganz unterschiedlich gearteten Kl?ngen des Friedens inspirieren. Erstmals werden in diesem Buch diese Angebote unter systematischen Gesichtspunkten zusammengetragen und interpretiert. Dabei zeigt sich eine erstaunliche thematische Breite. Sie reicht von Kompositionen der Vorahnung kommenden Unheils bis zu Werken, die die Fülle des Friedens musikalisch darstellen wollen. In einem publizistisch weithin unbearbeitet gebliebenen Themenbereich bietet dieses Buch eine Orientierungshilfe beim Versuch, sich der Friedensproblematik auf ungew?hnliche Weise anzun?hern.

Kl?nge des Friedens. Ein H?rbericht

Vorwort
Werden Nacht und Stürme Licht?
Ann?herungen an den Frieden über klassische Musik
Die Kernfrage: Warum planen die V?lker wahnwitziges Tun?
Periculum in mora: Vorahnungen
Schlachtenfiguren in Krieg und Liebe
Krieg und Frieden im Widerstreit
Da pacem – einst und heute
Friedenserwartungen im Krieg
Te Deum und Jubel-Geschrey
Concerti funebri: Wie liegt die Stadt so wüste
Anti-Kompositionen
Klangwelten des Friedens
Rückblick und Ausblick
Nachwort
Personenregister

In Erg?nzung zu diesem Buch erschien 2003 eine CD-ROM Frieden h?ren! (2. Auflage 2009).

In dieser CD-ROM werden wichtige Aspekte des Themenkreises "Krieg und Frieden" durch Beispiele aus klassischer Musik "h?rbar" gemacht. Die 38 H?rbeispiele mit einer Gesamtspieldauer von rund drei Stunden wurden aus Werken verschiedener Komponisten der Vergangenheit und der Gegenwart ausgew?hlt. Zu jedem H?rbeispiel wird von mir ein erl?uternder Kommentar angeboten. Die CD-ROM enth?lt darüber hinaus ausdruckbare Biographien zu allen Komponisten sowie Hintergrundmaterialien zu den H?rbeispielen.

N?here Informationen hierzu sind über folgende Internet-Link-Adresse einsehbar ? http://www.friedenspaedagogik.de/service/publika/f_hoeren.htm

Bezugsadresse:
Institut für Friedensp?dagogik Tübingen e.V.
Corrensstr.12, D-72076 Tübingen,
Tel:07071/920510, Fax: 07071/9205111
E-Mail: kontakt@friedenspaedagogik.de
www.friedenspaedagogik.de
Preis:15,00 Euro

Eine Fortsetzung fand das Projekt "Ann?hrung an den Frieden über klassische Musik" in einem von mir mitherausgegebenen Buch "Vom h?rbaren Frieden" (2005), in dem (neben mir selbst als Friedensforscher) 21 Musikwissenschaftler spezifische Aspekte der Thematik bearbeiten (L?ngs- und Querschnittsanalysen, Einzelportraits von Kompositionen und Komponisten). Es handelt sich um eine Ver?ffentlichung, die im Allgemeinen und insbesondere auch in der musikwissenschaftlichen Publizistik bis dato keinen Vorl?ufer und keine Parallele hat.

Eigene, vorher nur verstreut greifbare Beitr?ge finden sich in dem im Wochenschau Verlag ver?ffentlichtem Buch "Frieden h?ren. Musik, Klang und T?ne in der Friedensp?dagogik", Schwalbach/Ts. 2013 (https://www.wochenschau-verlag.de/Frieden-hoeren/4909; hier auch das Inhaltsverzeichnis).

 

XII

Eine Monographie zur Struktur der Weltgesellschaft, deren Problemlagen in unterschiedlichen Teilwelten und über die sich aus einer solchen kontextuierten Analyse erschlie?enden friedenspolitischen Perspektiven (Weltordnungspolitik) erschien 2012: "Weltordnung in einer zerklüfteten Welt. Hat Frieden Zukunft?" (edition suhrkamp):

Die Struktur der Welt ist seit langem durch eine extreme Hierarchisierung und Abschichtung gekennzeichnet. Zerklüftungen sind in vielen Dimensionen zu beobachten. So besteht z.B. im Weltwirtschaftssystem eine dramatische Kluft zwischen der sogenannten OECD-Welt und dem "Rest der Welt". W?hrend die erstere dicht und relativ symmetrisch unter sich vernetzt ist, ist die übrige Welt nach wie vor überwiegend asymmetrisch auf dieses Gravitationszentrum ausgerichtet. Diesem weiterhin weltpolitisch tonangebenden, in sich hochkoordinierten Gravitationszentrum (ca. 16% der Weltbev?lkerung) steht bisher kein vergleichbar koordiniertes kollektives oder auch nur regionales Machtzentrum gegenüber. Die Zerklüftungen innerhalb der Nicht-OECD-Welt sind nicht weniger markant: Etwa 10% der Weltbev?lkerung lebt unter den Bedingungen von "Staaten", die zusammengebrochen sind oder deren Zerfall ernsthaft droht. 37% der Weltbev?lkerung lebt allein in zwei Makrostaaten: China und Indien, weitere 37% in ca. 130 Gesellschaften, die sich durch eine sogenannte begrenzte Staatlichkeit auszeichnen. Programmatiken über Weltordnung und Weltregieren müssen sich heute mit elementaren Sachverhalten dieser Art auseinandersetzen, ansonsten blieben sie weltfl?chig-abstrakt, folglich analytisch fragwürdig und letztendlich praktisch irrelevant. Weltordnungsprogrammatiken bedürfen somit, insofern sie wirklich auf die gesamte real existierende Welt bezogen sind, einer problemad?quaten Kontextuierung.

 

XIII

Eine Ver?ffentlichung mit englischsprachigen Beitr?gen aus den vergangenen Jahrzehnten, eingeführt von Michael Zürn und erg?nzt um eine übersetzte Version dieser wissenschaftsbiographischen Notizen, findet sich in dem im Springer Verlag verlegten Buch Dieter Senghaas Pioneer of Peace and Development Research, Heidelberg 2013 (Informationen in http://afes-press-books.de/html/SpringerBriefs_PSP06.htm).

Eine Würdigung meines Beitrages zur Wissenschaft (Friedens-, Konflikt- und Entwicklungsforschung; Internationale Beziehungen; Welt-Analyse) seit den 1960er Jahren findet sich in Lothar Brock: Dieter Senghaas (geboren 1940), in: Eckhart Jesse und Sebastian Liebold (Hrg.): Deutsche Politikwissenschaftler - Leben und Wirkung, Baden-Baden 2014, S. 697-710.

Eine umfassende ?bersicht zum Werk von Dieter Senghaas findet sich zudem im "Personenlexikon Internationale Beziehungen" (PIBv): http://ulrich-menzel.de/cmsimpleplus/indexc0f3.html?Q-T:Senghaas%2C_Dieter

 

 

____________________________

1 Eine fortlaufende Sammlung s?mtlicher Ver?ffentlichungen seit 1963 findet sich neuerdings in einem Depositum im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.

2 Meine inhaltliche Reaktion auf die breite Kritik findet sich in den Vorworten zur zweiten und dritten Auflage des Buches über die Abschreckungsproblematik Abschreckung und Frieden, Frankfurt a.M. 1981(3), S. 7ff. und S 23ff. Eine Würdigung erschien jüngst in Lukas Mengelkamp: "Organisierte Friedlosigkeit. Dieter Senghaas' Abschreckungskritik", in: Die Friedens-Warte, Bd. 94, 2021, Heft 1-2, S. 45-59.
 

3 Eine umfassende, ?u?erst detaillierte und inhaltlich vorzügliche Bestandsaufnahme aus fremder Feder findet sich in Lars Mj?set: Comparative Typologies of Development Patterns: The Menzel/Senghaas Framework, in: ders. (Hg.): "Contributions to the Comparative Study of Development. Proceedings from the Vilhelm Aubert Memorial Symposion 1990", Oslo 1992, Bd. 2, S. 96-161. Ebenfalls die umfangreiche Magisterarbeit von Hanno Franke: Der Beitrag von Dieter Senghaas zur entwicklungstheoretischen Diskussion, Freiburg i. Br. 1993/94 sowie das Portr?t von Wolfgang Hein: Dieter Senghaas - Von Europa lernen: Autozentrierte Entwicklung und Zivilisierung, in: "Entwicklung und Zusammenarbeit", Bd. 40, 1999, S. 172-175. Siehe auch: Junjie Mei: Seeking Delayed Development in Dieter Senghaas' Perspective (Original in chinesischer Sprache), in: "Journal of Economics of Shanghai School", Bd. 12, Nr. 3, 2014, S. 119-130. Junjie Mei: Post-development Theory and the Chinese Road. From the Perrspective of Dieter Senghaas' Research, in "Social Social Abroad", Nr. 1, 20215, S. 69-77 (chin.).

4 Eine detaillierte Darstellung dieser Reorientierung findet sich in meinem Beitrag in J?rg Callie? (Hg.):Wodurch und wie konstituiert sich Frieden? Das zivilisatorische Hexagon auf dem Prüfstand, Loccum 1997, S. 21-32.
 

5 Eine kompakte Auseinandersetzung mit diesem Paradigma findet sich in dem in Anmerkung 4 zitierten Band, dort auch die Antwort an meine bisherigen Kritiker in Hexagon-Sünden. ?ber die Kritik am "zivilisatorischen Hexagon", S. 325-337, ebenfalls in meinem Buch Zum irdischen Frieden 4, S. 124-140. S. auch die treffende Gesamtdarstellung meiner Position in Peter Imbusch: Die Konflikttheorie der Zivilisierungstheorie, in Thorsten Bonacker(Hg.): Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien, Opladen 2002, S. 165-186 sowie in dem Portrait Dieter Senghaas, verfa?t von Thomas K?nig in Gisela Riescher (Hg.): Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen, Stuttgart 2004, S. 444-449. Eine umfassende Darstellung findet sich in Alfons Siegel: Ideen zur Friedensgestaltung am Ende des Ersten Weltkrieges und des Ost-West-Konfliktes. Entwicklungen und Konzepte von Matthias Erzberger und Dieter Senghaas, Münster 2003, S. 163-418 und passim. S. auch die Beitr?ge in Leviathan, Bd. 33, Heft 4, 2005, Wissenschaft als Beruf - zwei Vortr?ge über Dieter Senghaas (S. 420-438): Frank Nullmeier: Ein Professor in Bremen (S. 423-427); Michael Zürn: Frieden umfassend denken (S. 428-438); Ulrich Menzel: Vom ewigen zum irdischen Frieden. Dieter Senghaas wird 65 und kein bisschen leise in:Friedensforum, Nr. 1-2, 2005, S. 3-4 sowie Alfons Siegel: Kant-Bezüge in Friedenskonzepten von Matthias Erzberger und Dieter Senghaas, in: Eine Kultur des Friedens denken, in: Biberacher Studien, Bd. 7, Biberach/Ri? 2006, S. 43-59 (erweitert in: Zeitschrift für Politik, Bd. 55, Heft 3, 2008, S. 337-361). Eine wissenschaftsbiographische Darstellung findet sich in Mitsuo Miyatas Nachwort zur japanischen Ausgabe von Zivilisierung wider Willen, Tokyo 2006, S. 257-272 (erweiterte Fassung in: Mitsuo Miyatas: Studien zur Ideengeschichte im modernen Deutschland,  Bd. 5, Tokio: Sobunsya Verlag 2017, S. 261-287, jap.) ; Hajo Schmidt: Laudatio auf Dieter Senghaas, in: Reden in der Villa Ichon 2006-2007, Bd. XI, Bremen 2007, S. 21-27.

Neuere Verweise auf das "zivilisatorische Hexagon" finden sich referierend, kritisierend, auch die einschl?gigen Debatten aufarbeitend in Sabine Jaberg: Frieden als Zivilisierungsprojekt, in Hans J. Gie?mann und Bernhard Rinke (Hg.): Handbuch Frieden, Wiesbaden 2011, S. 86-100 (erweitert in 2. Auflage: 2019, S. 83-98); weiterhin in 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育eren Beitr?gen in Egbert Jahn u.a. (Hg.): Die Zukunft des Friedens, Bd. 2: Die Friedens- und Konfliktforschung aus der Perspektive der jüngeren Generation, Wiesbaden 2005 (s. insbesondere in den Beitr?gen von Sabine Fischer/Astrid Sahm; Heidrun Zinecker).

Für einschl?gige Kurzreferate und Diskussionen über das "zivilisatorische Hexagon" s. auch einige Beitr?ge in den folgenden Sammelb?nden J?rg Callie? und Christoph Weller (Hg.): Friedenstheorie, Loccum 2003; diess. (Hg.): Chancen für den Frieden, Loccum 2006; Peter Schlotter und Simone Wisotzki (Hg.): Friedens- und Konfliktforschung, Baden-Baden 2011.

 

6 Eine Zeitdiagnose, kompakt im Umfang eines Zeitschriftenartikels, findet sich in meinem Beitrag Die Konstitution der Welt - eine Analyse in friedenspolitischer Absicht, in: Leviathan, Bd. 31, Nr. 1, 2003, S. 117-152. S. hierzu jetzt Dieter Senghaas: Weltordnung in einer zerklüfteten Welt. Hat Frieden Zukunft?, Berlin 2012 (edition suhrkamp 2642).

Monographien

 

Abschreckung und Frieden. Studien zur Kritik organisierter Friedlosigkeit,
Frankfurt: Europ?ische Verlagsanstalt 1969 (3. erweiterte Aufl. 1981)

Aggressivit?t und kollektive Gewalt,
Stuttgart: Verlag Kohlhammer 1971 (2. Aufl. 1972)

Rüstung und Militarismus,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1972 (2. Aufl. 1982)

Aufrüstung durch Rüstungskontrolle. ?ber den symbolischen Gebrauch von Politik,
Stuttgart: Verlag Kohlhammer 1972

Gewalt-Konflikt-Frieden. Essays zur Friedensforschung,
Hamburg: Hoffmann & Campe Verlag 1974

Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik. Pl?doyer fürDissoziation,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1977 (5. Aufl. 1987)

Von Europa lernen. Entwicklungsgeschichtliche Betrachtungen, Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1982

Die Zukunft Europas. Probleme der Friedensgestaltung,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1986

Konfliktformationen im internationalen System,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1988

Europa 2000. Ein Friedensplan.
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1990 (2. Aufl. 1991)

Friedensprojekt Europa,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1992 (3. Aufl. 1996)

Wohin driftet die Welt? ?ber die Zukunft friedlicher Koexistenz,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1994 (2. Aufl. 1996)

Zivilisierung wider Willen. Der Konflikt der Kulturen mit sich selbst.
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1998 (2. Aufl. 1998)

Kl?nge des Friedens. Ein H?rbericht,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 2001

Zum irdischen Frieden. Erkenntnisse und Vermutungen,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 2004

Weltordnung in einer zerklüfteten Welt. Hat Frieden Zukunft?,
Berlin: Suhrkamp Verlag 2012

Frieden h?ren. Musik, Klang und T?ne in der Friedensp?dagogik,
Schwalbach/Ts.:Wochenschau Verlag 2013


 

Ko-Autorenschaften

Bibliographie zur Friedensforschung,
hrg. von G. Scharffenorth und W. Huber, Stuttgart/München: K?sel und Kaiser Verlag 1970 (2. Aufl. 1973)

Frieden in Europa? Zur Koexistenz von Rüstung und Entspannung,
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 1973

Strukturelle Abh?ngigkeit und Unterentwicklung. Unterrichtsvorschl?ge,
Frankfurt: HSFK-Studie 1-3, 1978

Strukturelle Abh?ngigkeit und Unterentwicklung am Beispiel Mozambiques,
Bonn: Verlag Wegener 1980

Europas Entwicklung und die Dritte Welt. Eine Bestandsaufnahme,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1986 (2. Aufl. 1991)

Soziale Verteidigung. Konstruktive Konfliktaustragung. Kritik und Gegenkritik,
Frankfurt: Verlag Haag + Herchen 1991 (Milit?rpolitik. Dokumentation Heft 89/81)


 

Herausgeberschaften

Friedensforschung und Gesellschaftskritik,
München: Carl Hanser Verlag 1970 (2. Aufl. Frankfurt: Fischer Verlag 1973)

Zur Pathologie des Rüstungswettlaufs,
Freiburg: Rombach Verlag 1970

Kritische Friedensforschung,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1971 (6. Aufl. 1981)

Imperialismus und strukturelle Gewalt. Analysen über abh?ngige Reproduktion,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1972 (7. Aufl. 1987)

Peace Research in the Federal Republik of Germany,
Journal of Peace Research 3/1973 (Sondernummer)

Peripherer Kapitalismus. Analysen über Abh?ngigkeit und Unterentwicklung,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1974 (2. Aufl. 1977)

Overcoming Underdevelopment,
Journal of Peace Research 4/1975 (Sondernummer)

Kapitalistische Welt?konomie. Kontroversen über ihren Ursprung und ihre Entwicklungsdynamik,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1979 (2. Aufl. 1982)

Sozialismus-Diskussion. Eine Fortsetzung,
Schwerpunktheft des Leviathan, Bd. 9, 1981, Nr. 2

Regionalkonflikte in der Dritten Welt. Fremdbestimmung und Autonomie,
Baden-Baden: Nomos Verlag 1989

Den Frieden denken. Si vis pacem, para pacem,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1995

Frieden machen,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1997

Konstruktiver Pazifismus im 21. Jahrhundert,
Münster: Lit Verlag 2006


 

Mitherausgeberschaften

Texte zur Technokratiediskussion,
Frankfurt: Europ?ische Verlagsanstalt 1970 (2. Aufl. 1971)

Politikwissenschaft. Eine Einführung in ihre Probleme,
Frankfurt: Europ?ische Verlagsanstalt 1969 (4. Aufl. Fischer Verlag 1973)

Jahrbuch für Friedens- und Konfliktforschung,
Bd. 2, Düsseldorf: Bertelsmann Verlag 1972

Kann Europa abrüsten? Friedenspolitische Optionen der siebziger Jahre,
München: Carl Hanser Verlag 1973

Probleme des Friedens, der Sicherheit und der Zusammenarbeit,
K?ln: Pahl-Rugenstein Verlag 1975

Multinationale Konzerne und Dritte Welt,
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1976

Wiedersehen mit China nach zwei Jahren,
Saarbrücken: Breitenbach-Verlag 1981

Auf dem Wege zu einer Neuen Weltwirtschaftsordnung? Bedingungen und Grenzen für eine eigenst?ndige Entwicklung. Baden-Baden: Nomos Verlag 1983

The Quest for Peace. Transcending Collective Violence and War among Societies, Cultures and States,
London: Sage 1987

Die Welt nach dem Ost-West-Konflikt. Geschichte und Prognosen,
Berlin: Akademie-Verlag 1990

Friedensforschung in Deutschland. Lagebeurteilung und Perspektiven für die neunziger Jahre,
Bonn: Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn 1990

Friedenspolitik. Ethische Grundlagen internationaler Beziehungen,
München: Piper Verlag 2003

Vom h?rbaren Frieden,
Frankfurt: Suhrkamp Verlag 2005

Global Governance für Entwicklung und Frieden. Perspektiven nach einem Jahrzehnt,
Bonn: Verlag J.H.W. Dietz 2006

Sektorale Weltordnungspolitik. Effektiv, gerecht und demokratisch?,
Baden-Baden: Nomos Verlag 2009

Den Frieden komponieren?,
Mainz: Schott Music 2010


Bücher in Fremdsprachen (?bersetzungen; Sammelwerke)

 

Armamento y Militarismo,
Madrid und Mexico D.F.: Siglo Veintiuno 1974

The European Experience. A Historical Critique of Development Theory, Leamington Spa und Dover (New Hampshire): Berg Publishers 1985

Aprender de Europa. Consideraciones sobre la historia del desarrollo, Barcelona und Caracas: Editorial Alfa 1985

Yu-Rop eu kyohun kwa tsche sam sae-gyae (Die Lehre Europas und die Dritte Welt),
Seoul: Na-Nam Verlag 1990

Urubba:Durus wa Namadhidsch,
Damaskus: Ver?ffentlichung des Kultusministeriums 1996 (Reihe: Soziologische Studien 22)

Ouzhou fazhan de lishi jingyan (Die historischen Erfahrungen der Entwicklung Europas), ?bersetzung ins Chinesische von Prof. Mei Junjie, Peking: Commercial Press 2015

Gunjika no kózó to heiwa (Struktur der Militarisierung und des Friedens; jap. ?bersetzung von Aufs?tzen zur internationalen Politik),
übersetzt und hrg. von Yukio Takayanagi,Takehiko Kamo und Susumu Takahashi, Tokio: Chuo University Press 1986, 302 S. (Reihe: Gendai seijigaku sosho 7 = Politikwissenschaft der Gegenwart Bd. 7)

 Tata Ekonomi Dunia Dan Politik Pembangunan. Pledoi Untuk Disosiasi,
Jakarta: Verlag LP3ES 1988

Europa 2000 (jap.),
Tokyo: Sobunsha Verlag 1992

Al-imbiriyáliya wa-icadat al-intaj,
Damaskus: Ver?ffentlichungen des Kultusministeriums 1986 (?bersetzung ins Arabische von Michel Keilo)

Europa, progetto di pace,
Venedig: Marsilio 1999

The Clash within Civilizations. Coming to Terms with Cultural Conflicts,
London/New York: Routledge 2002

Wenming meibu de chongtu yu shijie zhinxu,
Peking: Xinhua Publishing House 2004 (mit einer Einführung des ?bersetzers Winwo Zhang)

Shobunmei no uchinaru shototsu,
Tokyo: Iwanami Shoten 2006 (mit einem Nachwort von Mitsuo Miyata)

Mung myong nae-Ui-ch’ungdol,
Seoul: Moonji Publishing Co. 2007 (mit einem Vorwort von Eun-Yeung Lee)

Barkhorde daroune tamaddonha (Innerer Konflikt der Zivilisationen),
?bersetzung ins Persische von Parviz Alavi, Teheran: Akhtaran Verlag 2009

As-ssidam dakhil al-hadarat. At-tafahum bisha’n as-ssiraat ath-thaqafia (Der Zusammensto? innerhalb der Zivilisationen),
Abu Dhabi: Alkalima Verlag 2009; Kairo: Verlag Dar Al-Ain 2009 (?bersetzung ins Arabische von Shawqi Jalal)

On Perpetual Peace. A Timely Assessment,
New York/Oxford: Berghahn Books 2007

Chisang-?i p’y?bnghwa-r?l wihay?. Insik-kwa ch’uch’? (Zum irdischen Frieden. Erkenntnisse und Vermutungen). ?bersetzung ins Koreanische von Kim, Min-hye, Seoul: Acanet Verlag 2016

Dieter Senghaas Pioneer of Peace and Development Research,
Heidelbert/New York/Dordrecht/London: Springer 2013 (Reihe: Springer Briefs on Pioneers in Science and Practice, Bd. 6)

Aktualisiert von: Roy Karadag