Streng genommen kann es keine radikalen Liebesfilme geben. Denn ein Liebesfilm ist ein Genrefilm, d.h. auf bestimmte Muster von Handlung und Szenen programmiert, wie Girl meets Boy, Blicke der ersten Ann?herung, Szenen des Zweifels, und je nach Schlussstimmung Kuss vor Sonnenuntergang oder Umarmung eines/r Sterbenden. Radikal w?re ein anderer Stoff: Zwei sind sich m??ig sympathisch, aber nach 10 Jahren Ehe (und Beziehungsarbeit) lieben sie sich. Einen solchen Film gibt es nicht – oder nur als Ausnahme.
Müssten wir eine Wurzel (= radikal) der Liebe benennen, würden wir zuerst auf das Mutter-Kind-Verh?ltnis sto?en. Biologen halten es überhaupt für den Kern der Menschwerdung, und einiges spricht dafür, dass Liebe hier, und nicht zwischen den Geschlechtern oder zwischen Erwachsenen entsteht. Aber daraus l?sst sich kaum etwas ableiten, denn man kann schlie?lich alles lieben – seinen Partner, die Arbeit, die Stadt in der man wohnt oder gerade nicht wohnt, und vieles 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育. Immerhin k?nnte man allgemein sagen, Liebe ist Hingabe. Oder genauer, wie Luhmann formuliert: Liebe ist ein Begriff dafür, dass man das, was man vom andern haben will, gerade dadurch selbst gibt. Die 13 Filme dieses Programms sind Ann?herungen an ein unm?gliches Genre. Sie sind insofern radikal, als sie ihre Sache im Sinne einer audiovisuellen Begriffsarbeit ernst nehmen – auch dann, wenn es Kom?dien sind
Winfried Pauleit und Rainer Stollman | Universit?t Bremen
Veranstaltungsort: CITY 46
Die Reihe l?uft vom 17.10.2017 bis 30.1.2018 * Alle Filme mit Einführung!