TP 7: Politik der Wirtschaftstransformation
Politische Strategien & Akteure der Wirtschaftstransformation. Unterschiedliche Pfadabh?ngigkeiten und Langzeitfolgen für DDR (Ostdeutschland), Polen und Tschechien
Bearbeitung: Heiko Pleines (Forschungsstelle Osteuropa Universit?t Bremen, Leitung), Mareike zum Felde (Universit?t Bremen), Charlotta Cordes (Universit?t Bremen)
Fragestellungen:
- Inwieweit pr?gen die Reformstrategien der 1990er Jahre über langfristige Pfadabh?ngigkeiten weiter die Wirtschaftsentwicklung?
- Waren damals und sind heute in leitenden Positionen sowie in der Breite der staatlichen Verwaltung sowie bei wirtschaftsbezogenen Interessengruppen ausreichend kompetente und motivierte Akteure vorhanden, die die entsprechenden Reformen ad?quat umsetzen (k?nnen)?
Vorgehensweise (Bearbeitung):
Die wirtschaftliche Transformation nach dem Ende des Sozialismus wurde allgemein als ?bertragung westlicher marktwirtschaftlicher Konzepte gesehen. In der Forschung wird jedoch schon l?nger diskutiert, dass es dabei nicht nur um die Geschwindigkeit (?Schocktherapie“ oder graduelle Reformen) ging, sondern auch um grunds?tzliche Fragen der ?Passf?higkeit“ der Reformen und der ?Aufnahmef?higkeit“ der jeweiligen Gesellschaften (B?nker et.al 2002, Deacon 1997, Graziadei 2009, Horowitz 2007, Pickel 1995, Stieglitz 2008). Die Debatte bezieht sich dabei jedoch weiterhin vor allem auf Reformkonzepte. Die Frage, inwieweit die in den jeweiligen L?ndern verantwortlichen Akteure (PolitikerInnen, StaatsbeamtInnen) den Willen, die Kompetenzen und Kapazit?ten zur Umsetzung der entsprechenden Reformen hatten, ist bisher kaum wissenschaftlich analysiert worden.
Ausgehend auch von der im TP4 behandelten Forschung zu wirtschaftswissenschaftlicher Expertise im Sozialismus soll das Projekt die politischen Strategien und die für die Umsetzung verantwortlichen Akteure analytisch zusammenführen. Insbesondere die Frage der Implementierungskompetenzen und die Einbeziehung wirtschaftsbezogener Interessengruppen erm?glichen einen besseren Zugang zu langfristigen ?konomischen Entwicklungen. Rekrutierungsmuster und personelle Kontinuit?ten genauso wie demokratisch legitimierte Interessenkonflikte (z.B. zwischen Gewerkschaften und Arbeitnehmerverb?nden) haben eine Tendenz, sich über Jahrzehnte fortzuschreiben, und k?nnen so auch zu einem besseren Verst?ndnis aktueller Probleme und Konflikte beitragen.
Um die Besonderheiten der Entwicklung in Ostdeutschland, die durch den Transfer von Konzepten und Akteuren aus Westdeutschland gepr?gt war, besser erfassen zu k?nnen, erfolgt ein Vergleich mit Polen, welches die gr??te eigene Wirtschaftsexpertise und auch die st?rksten Interessengruppen besa?, und Tschechien, welches seine Staatsgrenzen ver?nderte und wirtschaftlich über seine Grenzen hinaus stark verflochten war.
Das TP konzentriert sich in Anlehnung an die Modernisierungsfragen des Verbundprojektes auf die direkt mit unternehmerischer T?tigkeit und Innovationen verbundenen Aspekte von Wirtschaftspolitik. Dabei soll auch die Interaktion mit der EU-Ebene in den Blick genommen werden.
Die Forschung wird in Form von Fallstudien zu den Untersuchungsl?ndern konzipiert. Die Fallstudien benutzen ein methoden-pluralistisches Untersuchungsdesign, um die verschiedenen Aspekte angemessen erfassen zu k?nnen. Zentral sind dabei die Dokumentenanalyse (Strategiepapiere, Rechtsakte), die Inhaltsanalyse (Stellungnahmen in Parlamentsdebatten und Massenmedien), die Erstellung biographischer Profile, die statistische Analyse von Rekrutierungs- und Karrieremustern in relevanten staatlichen Institutionen und gesellschaftlichen Interessengruppen sowie die Durchführung von Eliten- und Experteninterviews. Erg?nzend werden die Medienberichterstattung und Meinungsumfragen in die Analyse einbezogen.