(ZW) Beirut - einst Paris des Ostens - heute eine ruinierte Stadt
Beirut wurde in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gerne als ?Paris des Nahen Ostens“ bezeichnet. Denn nach dem Ersten Weltkrieg geh?rte sie als Teil des V?lkerbundmandats zu Frankreich. Bis heute ist der franz?sische Einfluss erhalten geblieben.
In kaum einer Stadt im Nahen Osten finden sich so viele sakrale Bauwerke unterschiedlicher Kirchen an einem Ort. Moscheen stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zu katholischen oder orthodoxen Gottesh?usern. Obwohl es in der Vergangenheit immer wieder Konflikte zwischen den Glaubensrichtungen gab, schaffte man es schlie?lich bis heute, die Meinungsverschiedenheiten vergangener Jahrhunderte zu vergessen. Wer die Gottesh?user besuchen m?chte - egal welcher Glaubensrichtung - muss jedoch darauf achten, respektvoll gekleidet zu sein.
Konflikte blieben aber nicht aus, zumal 1943 im Nationalen Pakt die Verteilung der Sitze im Parlament im Verh?ltnis 6 (für Christen) und 5 (für Moslems) in der libanesischen Konkordanz-Demokratie festgeschrieben wurden. Da aber heute nur noch 30% der Libanesen Christen sind, steht der Pakt auf wackeligen Beinen, zumal die Zahl der Moslems durch Zuzug aus der Türkei und Pal?stina angewachsen ist. Und Sunniten und Schiiten sind sich nicht grün. Die Schiiten sind mit der Hisbollah unter Scheich Nasrallah ein Staat im Staat, der h?ufig die Regierungsbildung verkompliziert oder gar verhindert und mit Israel den milit?rischen Konflikt sucht. Hinzu kommt, dass man die Pal?stinenser nicht integrierte, weil das konfessionelle Parteiengefüge sich dann h?tte ver?ndern müssen.
Das Land wurde zudem durch den Bürgerkrieg zwischen 1970 bis 1990 lahmgelegt, der 2008 damit endete, dass die Israelis den Nordlibanon verlie?en. Und die Zedern-Revolution 2004 führte zwar zum Abzug der Syrer, aber nicht zum Frieden, sondern zum 2. Libanonkrieg, in dem 2005 Ministerpr?sident Rafik Hariri vermutlich von Syrern in die Luft gesprengt wurde und 2019 Beirut eine Protestwelle gegen die Korruption sondergleichen erlebte.
Zwar hatte Rafik Hariri seit 1992 mit dem Wiederaufbau der Beiruter Altstadt begonnen, doch am 4. August 2020 wurde sie um 18:08 Uhr durch die Explosion im Hafen von Beirut weitgehend zerst?rt. Ein durch Schwei?arbeiten entstandenes Feuer in einem Lagerraum lagerten Feuerwerksk?rper deren Explosion daneben gelagerte 2750 t Ammoniumnitrat zur Explosion brachte. Die Explosion zerst?rte weite Teile des Hafens und richtete Sch?den in gro?en Teilen der Stadt an. Dabei wurden mindestens 207 Menschen get?tet, 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 als 6.500 verletzt. Mehr als 300.000 Menschen mussten ihre H?user verlassen.
Infolge der Explosionskatastrophe kam es zu erneuten Massenprotesten gegen die libanesische Regierung, die von den Demonstranten für die wirtschaftliche und politische Krise im Land verantwortlich gemacht wurde. Von dieser Krise hat sich das ruinierte Beirut bis heute noch nicht erholt.
Dozent: Wilhelm Tacke
Termin: Montag, 19.02.2024
Zeit: 12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr
Entgelt: 20,- Euro
Veranstaltungsart/ -ort: hybrid, in Pr?senz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme
Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Pr?senz