‘Der Elefant im Raum' ist eine weltweit verbreitete Metapher und symbolisiert eine unbequeme Wahrheit, die zu allgegenw?rtig ist, um sie zu ignorieren, aber zu schwierig, um sie anzusprechen. Elefanten k?nnen Ehrfurcht und Angst ausl?sen und haben in der Vergangenheit Begehrlichkeiten bei denjenigen geweckt, die zu herrschen versuchen. Als Hüter des kollektiven Ged?chtnisses stehen sie auch für Fürsorge, Stabilit?t und widerstandsf?hige Gemeinschaften. Die diesj?hrige Autumn/Spring-School thematisierte Erinnerungspolitiken, in dem wir den vielen Schichten der Elefanten-Metapher gefolgt sind und erforscht haben, wie dominante und singularisierende Narrative dezentriert werden k?nnen, wenn wir sie in spezifischen Zeitr?umen und Gefügen einer vernetzten post/neo-kolonialen Welt verorten.
Die Studienreise fand in Kooperation mit dem Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) anschlie?en – ausschlie?en: Kulturelle Praktiken jenseits von Globalisierung (Universit?t, Kunsthochschule für Medien und Technische Hochschule K?ln) und dem African Programme in Museum and Heritage Studies der WCU, University of Western Cape, statt. Die Organisator:innen sind Martin Zillinger, Anna Brus, Ciraj Rassool, Fabian Lüke, Carla Tiefenbacher, Amelie Greefe, Katrin Antweiler und Michi Knecht. Am Beispiel verschiedener Erinnerungsorte in Kapstadt und Johannesburg und den umk?mpften Geschichten, die mit ihnen verbunden sind, haben wir die Potenziale unterschiedlicher kuratorischer, kulturwissenschaftlicher und ethnographischer Praktiken diskutiert. Wie k?nnen neue Beziehungen zwischen einerseits institutionalisierten und andererseits durch Ignoranz, Repression, Konformit?t oder Verleugnung unsichtbar gemachten Erinnerungskulturen und den involvierten ‘Communities of Struggle’ und ‘Communities by Implication‘ (Erica Lehrer) gedacht und sichtbar gemacht werden? Museen als Orte der Erinnerung bringen durch spezifische materielle und diskursive Praktiken Erz?hlungen und Vorstellungen hervor, die jeweils in den Widersprüchen post/kolonialer Grenzziehungen situiert sind und transformiert werden. In Südafrika zeigen sich die selektiven ?ffnungen zu sozialen Kollektiven und Formen des Begehrens immer noch auch in Resonanz mit den rassifizierten Politiken des Apartheidregimes. Die Autumn-/Spring-School hat Forschende und Studierende aus verschiedenen politischen, geografischen und sozialen Kontexten zusammengebracht. Wir wollen "im Vertrauen aufeinander gemeinsam Unterschiede – und einen Unterschied - machen" (Helen Verran). Lernen, teilen, streiten, arbeiten um eingeschliffene Wahrnehmungen wie Realit?ten zu dezentrieren, zu irritieren und neue Imaginationen, sowie M?glichkeitsr?ume für kuratorische und forschende Praktiken zu er?ffnen.
Die Reise baut auf dem kuratorischen Projekt des GRK anschlie?en - ausschlie?en, The Entire Story Starts Where - Connections and Exclusions of Translocal Positionings und einer seit 2020 bestehenden Kooperation Decentering the Museum zwischen den Universit?ten in Kapstadt, Bremen und K?ln auf. Nach zwei gemeinsamen Online-Seminaren “Decentering the Museum: Resist! – Repair! – Restitute! – Reimagine!“ kamen MA-Studierende und Doktorand*innen der drei Universit?ten im April 2022 in Deutschland zu einer Studienreise durch ethnologische Museen und Missions-Archive zusammen. Ihr intensiver Austausch mit Museumsmitarbeitenden und Kurator*innen und die kritische Auseinandersetzung mit den Ausstellungspraktiken der besuchten Institutionen wurden von den Filmemacher:innen Britta von der Behrens und Sebastian Eschenbach begleitet. Die daraus in Zusammenarbeit mit Studierenden aus Bremen, K?ln und Kapstadt entstandene Videoinstallation re|despair - Painful Encounters in German Museums war im Mai/Juni 2023 im Rahmen der European Conference on African Studies im Rautenstrauch-Joest-Museum in K?ln zu sehen und wurde w?hrend der Autumn-/Spring-School im Johannesburg Holocaust & Genocide Centre gezeigt. Aus dem MA Transkulturelle Studien haben für das re|despair-Projekt Jana Sch?fer & Teresa Ellinger teilgenommen.
