Live E-Assessment über ARS

Kurzbeschreibung

Mit Hilfe von online-Audience Response Systemen (ARS) k?nnen vor, w?hrend und nach einer Lehrveranstaltung auf sehr einfache Weise Wissensfragen gestellt, Informationen gesammelt, H?rsaalexperimente durchgeführt, Fragen der Studierenden gesammelt und Feedback eingeholt werden. Alle, die ein internetf?higes Ger?t besitzen, k?nnen sofort ohne Installation oder Registrierung teilnehmen. Die Ergebnisse k?nnen unmittelbar nach Ablauf der Befragung per Beamer pr?sentiert werden und ggf.Einfluss auf das weitere Lehr-/Lerngeschehen nehmen.

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Die Ziele und das Einsatzspektrum von Audience Response Systemen sind vielf?ltig:

  • Interaktion in Pr?senzveranstaltungen, auch bei sehr gro?en Teilnehmergruppen
  • Aufrechterhaltung und Erh?hung der Aufmerksamkeit
  • Aktivierung von Vorwissen, Rekapitulation von Inhalten oder Erfassung des Lernstandes in der Einstiegsphase
  • Aktivierung der Studierenden, den gerade geh?rten Lehrstoff zu reflektieren (z.B. über Peer Instruction)
  • Anpassung der Vorlesung in Reaktion auf das Feedback der Teilnehmenden:
    • Identifizierung von Wissenslücken mit der M?glichkeit, die betreffenden Inhalte sofort zu rekapitulieren
    • Sammlung und Agregation von Verst?ndnisfragen, die dann gebündelt beantwortet werden
    • Feedback zu Vorlesungsgeschwindigkeit oder Tafelbild
  • Sammlung anonymisierter Teilnehmerdaten (z.B. Meinungsumfragen, H?rsaalexperimente)
  • Live-Peer-Review, z.B. Kriterien-geleitete, anonyme Bewertung studentischer Seminar-Beitr?ge
  • Kombination Fragebogen-basierter und dialogischer Lehrveranstaltungsevaluation

Der ARS-Einsatz kostet Zeit für die Vermittlung, wird aber mit einem besseren Lernerfolg und 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 Spa? an der Lehre belohnt. Dabei gilt: Nicht zu viel (max. eine Frage alle 20min) und nicht zu wenig. Nur eine Frage pro Vorlesung führt schnell zu stark sinkenden Teilnahmequoten.

Einstiegsphase: Aktivierung von Vorwissen
Zu Beginn der Veranstaltung werden in einer kurzen Fragerunde Kerninhalte der vorherigen Veranstaltung aufgegriffen. Bei gravierenden Wissenslücken kann, mit Verweis auf entsprechende Lernressourcen, zum gezielten Selbststudium aufgerufen oder der betreffende Stoff kurz rekapituliert werden. Tipp: Die Beantwortung sollte nur wenig Zeit in Anspruch nehmen und das Anspruchsniveau der Fragen eher gering sein.

Arbeitsphase: Reflektion der Inhalte durch Peer Instruction nach Eric Mazur
Fragen, die von vielen falsch beantwortet wurden, werden in Partnerarbeit oder Kleingruppen kurz diskutiert und dann noch einmal gestellt (2-Runden-Abstimmung). Ein m?glicher Workflow w?re:

  1. Pr?sentation von Lerninhalten eines Themenblocks (ca. 20min), anschlie?end Pr?sentation der Aufgabe
  2. Erfassung und L?sung der Aufgabe durch die Studierenden (max. 5 Min.)
  3. Auswertung der Antworten und Einleitung der n?chsten Phase
  4. An das Ergebnis angepasste Vorgehensweise
    1. Antworten überwiegend korrekt --> Ergebnisse pr?sentieren, Erl?uterung verbliebener Unklarheiten und Fortsetzung der Veranstaltung
    2. Antworten überwiegen falsch --> Angepasste Wiederholung der Inhalte, ggf. erneute Abstimmung
    3. Antworten diffus --> Einleitung der Peer Discussion: Zeitlich limitierte Diskussion der eigenen Antwort mit jemanden, der eine andere Antwort gew?hlt hat (??berzeugen Sie ihren Nachbarn von Ihrer Antwort“) und Wiederholung der Aufgabe (2-Runden-Abstimmung). Pr?sentation der Ergebnisse im Vergleich der ersten und zweiten Runde

Schlussphase: Unklarheiten aufdecken durch anonyme Fragensammlung
Bereits w?hrend der Arbeitsphase werden die Studierenden dazu ermuntert, anonym Verst?ndnisfragen zu stellen. In der Schlussphase der Veranstaltung sichtet der Lehrende die Fragen, l?scht ggf. doppelte oder unsinnige und pr?sentiert dann die verbliebenen. Die Beantwortung kann direkt erfolgen oder im Anschluss, z.B. über die Lernplattform.

Für Lehrende der Universit?t Bremen steht Particify, der Nachfolger von ARSnova, zur Verfügung. Dieses wird im ZMML gehostet, kann mit dem Uni-Account genutzt werden und ist vollst?ndig DSGVO-konform. Eine Alternative innerhalb von Stud.IP bietet das PlugIn Cliqr. Darüberhinaus gibt es eine Reihe von kostenlosen ARS-Systemen auf externen Servern, u.a. PINGO (Entwickung der Universit?t Paderborn, Unterstützt insbesondere die Peer Instuction-Methode).

  • Beratung zur didaktischen Gestaltung und zur technischen Umsetzung
  • Bereitstellung der Software

Beispiele aus dem Sommersemester 2015 (Ergebnisse Leitfadengestützter Interviews im September 2015):

Prof. Dr. Manfred Fahle (Fachbereich Biologie/Chemie, Studiengang Biologie):

Professor Fahle setzte seit 2010 Jahren die vom ZMML verliehenen Hardware Clicker in zwei seiner jeweils 90 minütigen Vorlesungen im Bachelorstudiengang Biologie ein: "Tierphysiologie und Humanbiologie 2 (NHZ2)" mit ca. 120 Studierenden und "Grundprinzipien der Neurophysiologie und –anatomie (PM1-6)" mit ca. 30 Studierenden. Da nur 40 Ger?te zur Verfügung stehen, werden in NHZ2 zur Beantwortung Kleingruppen mit je 2 bis 3 Studierenden gebildet. Im Verlauf der Vorlesung folgt auf ca. 15minütige Lehreinheiten jeweils eine Frage (2 bis 3 Minuten pro Clicker-Session). Der Zeitbedarf des ARS-Einsatzes liegt insgesamt bei etwa 15 Minuten Es handelt sich überwiegend um Single-Choice Fragen vom Typ "Welche der folgenden 5 Aussagen ist falsch?". Die Fragen repr?sentieren die prim?ren Lernziele der Veranstaltung und ?hneln den Fragen in der E-Klausur. Nach Zeitablauf erscheint das Abstimmungsergebnis automatisch. Bei überwiegend richtigen Antworten wird kurz erl?utert, warum die betreffende Aussage falsch war und dann die Vorlesung fortgesetzt. Bei nur 50% oder weniger korrekten Antworten wird der Stoff in ca. 2 bis 3 Minuten in angepasster, konzentrierter Form wiederholt. Technisch gab es bisher keine Probleme und es wurden keine Ger?te entwendet. Der Zeitaufwand für die Integration der Clicker-Fragen in die Powerpoint-Pr?sentation ist gering. Die in den Diskussionsphasen bei NHZ2 entstehende Unruhe im H?rsaal ist nach Ablauf der Clicker-Session und Pr?sentation des Ergebnisses sofort beendet. Durchschnittlich waren, trotz nicht trivialer Fragen, über 70% der Antworten korrekt. Die Aufmerksamkeit in der Vorlesung konnte nicht nur dank des Clicker-Einsatzes, sondern auch vieler anschaulicher Fallbeispiele durchg?ngig gehalten werden. Gedankenexperimente wie "Was würde es für Sie bedeuten, wenn ihr Exkretionssystem nicht 99% des Prim?rharns rückresorbieren würde" tragen zum Erhalt der Aufmerksamkeit bei. Ein Abnutzungseffekt zum Semesterende war nicht feststellbar, die Beteiligung an den Abstimmungen mit ca. 90% durchg?ngig hoch. Die Notwendigkeit zu Gruppen-Abstimmungen in NHZ2 erwies sich als vorteilhaft, da die Reflektion der Inhalte durch die Diskussion der Studierenden untereinander verst?rkt wurde. In der Lehrevaluation wurde der Clicker-Einsatz auf einer Skala von 1 (sehr positiv) bis 5 (sehr negativ) im Mittel mit 1,4 bewertet. Ein Studierender dazu: "Mithilfe der Clicker-Fragen konnte man gut einsch?tzen, ob man die Sachverhalte verstanden hatte. Au?erdem wurde man "Aufgeweckt", sollten die Gedanken abgeschweift sein. Ansonsten wurde der Vorlesungsstoff durch nette Anekdoten und lockerem Stil gut aufgenommen". Als gute Voraussetzung für den ARS-Einsatz erwies sich die im Verlauf der langj?hrigen Lehrt?tigkeit erreichte Reduktion der Stofffülle um ca. 25% zugunsten einer lernf?rderlichen Vorlesungsatmosph?re.

Prof.Dr. Martin M?hrle (Fachbereich 7: Wirtschaftswissenschaft):

Die 90-minütige Vorlesung ?Marketing“ wird im Sommersemester für Studierende der Betriebswirtschaftslehre im 2. Fachsemester und aller weiteren wirtschaftsbezogenen Studieng?nge sowohl in Pr?senz als auch als Mobile-Lecture (mlecture.uni-bremen.de) angeboten. Die Teilnehmerzahl lag 2014 bei 900, 2015 bei über 1000. In der Pr?senzveranstaltung waren zu Semesterbeginn jeweils etwa 700, zum Semesterende noch etwa 200 Studierende anwesend. In beiden Semestern wurden über PINGO nach ca. 45 min wenige Wissens- oder Einsch?tzungsfragen gestellt, die sich auf die Inhalte der ersten Vorlesungsh?lfte bezogen. Dieser Zeitpunkt wurde gew?hlt, da die Aufmerksamkeit der Studierenden dann erwartungsgem?? sinkt und die Unruhe im H?rsaal zunimmt. Die Multiple-Choice-Fragen wurden so gestaltet, dass die korrekte Antwort nicht offensichtlich ist sondern die L?sung bei den Studierenden einen Aha-Effekt ausl?st. Beispiel: "Der relevante Markt für Gummib?rchen umfasst …" mit den Antwortoptionen Fruchtgummis, Schokoladenprodukte, Spielf?rmchen für den Sandkasten und Schnuller (Mehrfachwahl m?glich). Erwartungsgem?? entschieden sich knapp 70% der Studierenden für Fruchtgummis, richtig sind aber, je nach zugrundeliegendem Konzept, alle vier Antworten. Trotz der gro?en Zuh?rerschaft gab es weder technische noch organisatorische Probleme, auch bei 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 als 200 Teilnehmenden war die WLAN-Kapazit?t ausreichend. Der Zeitbedarf für den ARS-Einsatz lag bei nur 3-5min. Das Ziel, auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Studierenden wieder einzufangen gelang anfangs, die Teilnahmequote lag bei ca. 30 bis 50%. Der gewünschte Effekt nahm im Laufe des Semesters jedoch deutlich ab, so dass im Sommersemester 15 nicht 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 jede Vorlesung mit ARS-Fragen angereichert wurde. Prof. M?hrle dazu: "In Gro?veranstaltungen sind ARS wie Gewürze: Sie sind nützlich, wenn man sie sparsam verwendet."

Tobias Tkaczick (Fachbereich Sozialwissenschaften, Studiengang Geographie):

Tobias Tkaczick ist Lektor im Fachbereich 8 (Studiengang Geographie) und setzte ab Wintersemester 2012/2013 regelm??ig PINGO für die 90-minütige Vorlesung der Einführung in die Kartographie ein. Die 100 bis 160 Teilnehmenden sind Vollf?chlern für den B.Sc. und den B.A. im 1. Fachsemester, aber auch Lehramtsstudierende und Komplement?rf?chler im 3. Fachsemester. Zu Vorlesungsbeginn dienen zun?chst zwei Wiederholungsfragen dazu, den Stoff der letzten Vorlesung in Erinnerung zu rufen und einen Einstieg in das neue Thema zu finden. Im weiteren Verlauf schlie?en jeweils ca. 20-minütige Lehreinheiten mit einer PINGO-Session ab, in der die Studierenden über Anwendungs- und Verst?ndnisfragen überprüfen k?nnen, ob sie den zuvor geh?rten Stoff verarbeitet haben. Wurden z.B. in der Lehreinheit kartographische Informationssysteme separat besprochen, sollen diese in der Fragerunde in einer komplexen Karte über eine Mehrfachwahl-Aufgabe identifiziert werden. Diskussionen in der ca. 1-2 minütigen Abstimmungsphase sind ausdrücklich gewünscht. Nach Pr?sentation des Ergebnisses kehrt sofort wieder Ruhe ein und die L?sung wird, in Abh?ngigkeit vom Antwortverhalten, nur kurz erl?utert oder mit dem Plenum diskutiert. Ein Mix aus einfachen und komplexeren Fragen schafft die Balance aus regelm??igem Erfolgserlebnis und Herausforderung. Die Tiefe der ARS-Fragen ist gegenüber denen der Klausur begrenzt, da sie sich an der kurzen Abstimmungszeit orientieren müssen. Sind es anfangs ca. 70% der Studierenden, die sich an den Abstimmungen beteiligen, liegt der Anteil zum Semesterende bei etwa 40%. Die Gründe für diesen Rückgang sind unklar. Der ARS-Einsatz dient neben dem Feedback zum Lernerfolg und der Interaktion mit den Studierenden auch einer Auflockerung der sonst langen Pr?sentationsphasen. Der Dozent erh?lt zudem ein sofortiges Feedback, ob die Vermittlung der Inhalte geglückt ist. Die durch den, bei ca. 15 Minuten liegenden, Zeitbedarf des PINGO-Einsatzes notwendig gewordene Reduktion des Vorlesungsstoffes auf das Wesentliche wird als positiver Nebeneffekt empfunden. Die Studierenden zeigen sich in der Lehrveranstaltungsevaluation von dem PINGO-Einsatz begeistert, dieser wird auch in den kommenden Semestern fortgesetzt.