Dis/ability als Lehr- und Lerngegenstand in den Geistes- und Sozialwissenschaften (abgeschlossen)

Ausgangslage und Problemaufriss

Das Projekt knüpft an die fachwissenschaftliche Etablierung der Dis/ability Studies und Dis/ability History, zweier Ans?tze anglo-amerikanischer Provenienz, im deutschen Wissenschaftssystem an. Diese werden, trotz ihrer gesellschafts- und bildungspolitisch hoch relevanten Thematik, erst in Ans?tzen als Lerngegenstand wahrgenommen und bilden ein Desiderat in der didaktischen Diskussion. Dabei k?nnen durch die reflektierende Thematisierung von dis/ability in historischer Perspektive Vorstellungen und Verhaltensweisen vergangener und heutiger Gesellschaften beleuchtet werden, die mit der Kategorisierung von Menschen als ?anders“, ?abweichend“ oder ?besonders“ einhergehen und grunds?tzliche Fragen nach der Gestaltung eines partizipativen Gemeinschaftswesens aufwerfen. 

Ausgehend von den Forschungsertr?gen des Homo debilis-Projekts an der Universit?t Bremen entwickelt das Vorhaben im Rahmen der Kooperation von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Inklusiver P?dagogik ein Modell dafür, wie sich Lehramtsstudierende fachwissenschaftlich fundiert mit einem innovativen Themenfeld auseinandersetzen k?nnen und fachdidaktisch fundiert angeregt werden, dieses im Unterricht aufzugreifen.

Im Zentrum stehen der Studiengang und das Schulfach Geschichte. Zugleich er?ffnet sich mit dis/ability eine Querschnittsperspektive, so dass die Projektergebnisse Anregungen dafür bieten, wie dis/ability als kategorialer Zugriff auch für andere geistes- und sozialwissenschaftliche F?cher nutzbar gemacht werden kann.

Umsetzung

Im Studiengang Geschichte entwickeln Fachwissenschaft und Fachdidaktik erstmals ein gemeinsames Mastermodul, das für Studierende des Master Geschichte sowie für Studierende des Master of Education angeboten wird und ihnen Kompetenzen inner- und au?erschulischer Wissensvermittlung vermittelt. Dis/ability wird dabei als historische und gesellschaftliche Analysekategorie im zeitlichen L?ngsschnitt, in verschiedenen R?umen sowie interkulturell in den Blick genommen und als Unterrichtsthema aufgearbeitet. Aufbauend auf der fachwissenschaftlichen Auseinandersetzung entwickeln und publizieren die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer erste didaktische Umsetzungsideen (u. a. Online-Publikation didaktischer Materialien). Die begleitende Erhebung durch die Inklusive P?dagogik erm?glicht neben der Evaluation des Lehrkonzeptes auch weitergehende Aussagen zur Studierendenperspektive auf Dis/ability.   

Ziele

  • Innovative Verzahnung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik im Kontext eines aktuellen Forschungsfelds.
  • Verbesserung der Lehre mittels innovativer, forschungsbasierter Lehrkonzepte sowie forschungsorientierter Einbindung der Studierenden.
  • Hohe Sichtbarkeit der Ertr?ge durch Ver?ffentlichungen auf zwei Ebenen: 1. Evaluationsergebnisse, 2. Publikation von Unterrichtsmaterialien.

Erste Einsichten in Ergebnisse

In der Durchführung des Moduls im WiSe 2017/18 haben die Studierenden Blogs und darin enthaltene Erkl?rvideos zu verschiedenen Aspekten der Dis/ability History entwickelt. Die Pr?sentation der Erkl?rvideos im Rahmen einer universit?tsinternen Veranstaltung ist auf gro?e Resonanz gesto?en. Zentrale Ergebnisse der Evaluation und Begleitforschung werden in Kürze hier ver?ffentlicht, zwei Artikel dazu sind in Vorbereitung.

Einen allerersten Einblick in die überaus positive Resonanz bieten folgende Zitate von Studierenden:

1. Im Rahmen der offenen schriftlichen Evaluation benannten die Studierenden unter anderem folgende ?3 Dinge, die Sie aus dem Modul mitnehmen...:

  • ?Die Erfahrung, an einem Blog zu arbeiten. Theoretische Grundlagen von Dis/ability History. Verschiedene Sichtweisen von Behinderung“;
  • ?Selbstorganisation. Sensibilisierung im Hinblick auf das Thema "Behinderung“.Verbindung theoretischer und praktischer Ebene“;
  • ?Perspektivwechsel. Sensibilisierung. Strukturierung von Projekten“;
  • ?Erweiterte Perspektive für Dis/ability. Verbesserte selbstst?ndige, strukturierte Arbeit. Umgang mit alternativen Prüfungsformen“

2. In der Gruppendiskussion wurde im Kontext des Rückblicks auf das Modul unter anderem ge?u?ert: 

  • ?Also ich als quasi reine Fachwissenschaftlerin fand es auch ganz interessant, auch mal so ein bisschen, ja, quasi ins Lehramt reinschnuppern zu k?nnen, also mal ein bisschen Fachdidaktik mitzubekommen. Das hat mir gut gefallen.“
  • ?Also ich aus angehender Lehrersicht, sage ich es mal jetzt mal so, finde ich es auch sehr gut. Und ich finde es hat einfach auch mal gezeigt, für beide Seiten, was man dann wirklich halt mit diesem Fachinhalt machen kann.“
Aktualisiert von: Marion Wulf