Sommersemester 2018: "Aus der Neuen Welt"

Handschriftliche Titelseite von Antonín Dvo?áks 9. Sinfonie
Titelblatt der Partitur von Dvo?áks 9. Sinfonie

"Aus der Neuen Welt"

Das Orchester spielte Antonín Dvo?áks 9. Sinfonie.

Antonín Dvo?ák war schon fast 50 Jahre alt und Vater von sechs Kindern, als er endlich sein Ziel erreicht hatte, Kompositionsprofessor in Prag zu werden. Da erhielt er das verlockende Angebot, zum drei?igfachen Gehalt dessen, was er in Prag verdiente, das Konservatorium in New York zu leiten und dort eine Kompositionsklasse zu übernehmen. Er nahm das Angebot an, reiste 1892 in zw?lf Tagen mit dem Schiff, begleitet von seiner Frau und zweien seiner Kinder, nach New York und schrieb in den USA im folgenden Jahr sein erfolgreichstes Werk, seine 9. Sinfonie. Erst in letzter Minute, kurz vor der Abgabe des Manuskripts, notierte er auf das Titelblatt den Titel, unter dem das Werk weltberühmt werden sollte:  ?Z novéko světa“ - ?Aus der Neuen Welt“. Das Orchester der Universit?t hat unter der Leitung von Susanne Gl?? die originalen Tempi gespielt, die Dvo?ák in seine Partitur eingetragen hatte, und hat damit, obwohl das Werk so bekannt ist, diesem Werk einige frische und neue Farben entlockt.

Der Chor setzt das, was er singt, szenisch um.
Der Chor sang die Spirituals nicht nur, sondern stellte den Inhalt auch k?rperlich dar.
Die Regisseurin Vendula Nováková vor dem Chor
Die Regisseurin Vendula Nováková

Der Chor sang Michael Tippett's Spirituals.

Von Beginn des 17. Jahrhunderts an wanderten Menschen aus dem damaligen Europa nach Nordamerika ein. Beinahe von Anfang an, ab 1619, und fast 200 Jahre lang, bis 1808, war die sogenannte Besiedelung Nordamerikas auch begleitet vom Einsatz von Sklavinnen und Sklaven, die über den Sklavenhandel aus Afrika insbesondere in die Südstaaten verschleppt wurden, wo sie auf den gro?en Tabak-, Zucker- und Baumwoll-Plantagen, aber auch in allen anderen Lebensbereichen  Zwangsarbeit verrichten mussten. 1860 gab es etwa 4 Millionen Sklavinnen und Sklaven in den USA; erst 1865 wurde die Sklaverei in den USA endgültig abgeschafft.

?berraschend sp?t, im Jahr 1750, begann die Missionierung der Sklavinnen und Sklaven zur christlichen Religion in der Auspr?gung der christlich-fundamentalistischen Erweckungsbewegung. Es gab 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育t?gige Zusammenkünfte auf dem Lande, ?camp-meetings“, bei denen sich oft 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 als 1000 Menschen auf freiem Feld versammelten. Dabei entstanden neue geistliche Lieder: die Spirituals. In dem Begriff ist das englische Wort ?spirit“/?Geist“ enthalten. 
Den Inhalt bildeten in der Regel Erz?hlungen oder Bilder aus dem Alten Testament der christlichen Bibel. Im Laufe der Jahre entwickelten sich daraus die wei?en und die schwarzen Spirituals als zwei miteinander verwandte, aber doch unterschiedliche Formen; die schwarzen wurden ?Negro Spirituals“ genannt. In ihnen wurden die biblischen Themen h?ufig als Metaphern für Aspekte des Lebens in der Sklaverei verwendet. Wenn es zum Beispiel im Text des ersten Spirituals, den der Chor in diesem Konzert gesungen hat, hei?t: "Steal away, steal away to Jesus", ist das gleichzeitig auch ein Code für: "Schleich dich weg aus der Sklaverei". Oder im zweiten vom Chor gesungenen Spiritual,  "Nobody knows the trouble I have seen", wird religi?s allgemein die Mühsal des irdischen Lebens beschrieben, aber ebenso gemeint ist das konkrete Leiden in der Sklaverei. 

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden die bis dahin entstandenen Spirituals zwar noch gesungen, aber es entstehen keine neuen Spirituals 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育. In den 1930er Jahren wurden sie in Europa popul?r als Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung. Als Michael Tippett von 1939 bis 1941 sein Werk ?A Child of Our Time“ komponierte, plante er frühzeitig, den Stoff nach dem Vorbild der Passionen von J.S. Bach als Oratorium mit Rezitativen, Arien und Ch?ren zu vertonen. Lange suchte er aber vergeblich nach einer modernen Entsprechung zu den lutherischen Chor?len, die Bach als ?Lied für die Gemeinde“ verwendet hatte, bis er an einem Sonntag im Radio Paul Robeson den Spiritual ?Steal away“ singen h?rte. W?hrend sein Oratorium ?A Child of Our Time“ in der Tonsprache unverkennbar zeitgen?ssisch ist, hat Tippett für die Spirituals eine fast allgemeingültige musikalische Sprache gefunden, die dazu führte, dass die Spirituals von Anfang sehr gerne gesungen und h?ufig auch unabh?ngig vom Oratorium aufgeführt wurden. Genau das hat auch der Chor der Universit?t  in diesem Konzert getan. Aber im kommenden Wintersemester wird er gemeinsam mit dem Orchester und Solostimmen das gesamte Oratorium am Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus, am Sonntag, den 27. Januar 2019 im Bremer Dom aufführen.

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Ausführende, Konzertdaten und detaillierte Programmbl?tter

Ausführende

Orchester & Chor der Universit?t Bremen, Leitung Susanne Gl??

als Gast beim Konzert in Stuhr:
Popchor der Hochschule für Künste Bremen, Leitung Rucsandra Popescu

Korrepetition der Chorproben des Chores der Universit?t Bremen: Stefanie Adler

Coaching Streichinstrumente des Orchesters der Universit?t Bremen: Reinhold Heise (Bremer Philharmoniker)
Coaching der Blechblasinstrumente des Orchesters der Universit?t Bremen: Rudolf Lorinc (Bremer Philharmoniker)
Coaching der Holzblasinstrumente des Orchesters der Universit?t: Ricarda Streckel

Konzerte

Freitag, 29. Juni, 20 Uhr, Gutsscheune Stuhr/Varrel, Programmblatt "Gutsscheune"

Sonntag, 1. Juli, 11.30 Uhr, GW1-H?rsaal der Universit?t Bremen, Programmblatt "GW1-H?rsaal"