Wintersemester 2009/10: "Zwischen Chaos und Commerz"

Der Chor singt im Konzert

?Zwischen Chaos und Commerz“

Groteske Musik aus Berlin & Leningrad aus den Jahren 1930 – 35

Die 1920er und 1930er Jahre waren in Russland wie in Deutschland turbulent gewesen: Industrialisierung und Verst?dterung waren rapide vorangeschritten, die Monarchien waren abgeschafft, es gab Freiraum für Experimente in allen Bereichen, aber auch gro?e Not im Gefolge der Weltwirtschaftskrise. Alle Werke dieses Konzertabends spiegeln die Stimmung dieser Zeit und kommentieren sie mit Witz und Ironie.

Zuerst ist das Ensemble Blech-Lights aufgetreten. Die Bandmitglieder waren oder sind Mitglieder des Orchesters der Universit?t. Sie haben eine Suite des Leningrader Komponisten Dmitri Schostakowitsch aus dem unvollendeten Zeichentrickfilm ?Das M?rchen vom Popen und seinem Knecht Balda“ (komp. 1933 – 35) gespielt, in dem es um Kritik an der Kirche und Autorit?ten im Allgemeinen geht.

Anschlie?end hat der Chor der Universit?t eine konzertante Fassung der fast gleichzeitig (1932) in Berlin entstandenen halbstündigen Kabarett-Oper ?Rufen Sie Herrn Plim“ von Mischa Spoliansky auf einen Text von Marcellus Schiffer in einer Bearbeitung von Susanne Gl?? für Chor und Klavier gesungen. Thema ist die kuriose Geschichte um Herrn Plim, der bei s?mtlichen Reklamationen in einem fiktiven Berliner Warenhaus gerufen wird und für alles die Schuld auf sich nimmt. Mischa Spoliansky ist heute fast vergessen, war aber in den 1920er und 1930er Jahren bis zu seinem Exil neben Hollaender der bedeutendste Komponist des deutschen Kabaretts in Berlin und komponierte u.a. für die Comedian Harmonists und Marlene Dietrich.

Nach der Pause hat das Orchester der Universit?t die 5. Ballettsuite ?Der Bolzen“ von Dmitri Schostakowitsch aufgeführt. Schostakowitsch hat das Ballett 1930 - 31 im Alter von 24 Jahren als abendfüllendes Werk komponiert. Die Uraufführung fand 1931 im Kirov-Theater in Leningrad statt. Sie fiel durch, offensichtlich vor allem wegen Schw?chen des Librettos. Acht ?Hits“ aus dem Ballett hat Schostakowitsch 1931 als op. 27a zu einer Suite zusammengefasst. Diese Fassung hat das Orchester gespielt. Das Ballett ist in einer Fabrik angesiedelt, in der ein B?sewicht die Maschine mit Hilfe eines Bolzens stoppt und damit die Arbeit der Guten sabotiert. Neben der Ouvertüre und dem Intermezzo enth?lt die Suite verschiedene S?tze, die einige der handelnden Personen mit Witz und Sarkasmus charakterisieren. Der vierte Satz ist besonders eindrucksvoll: ein ausgedehnter Tango für gro?es Orchester, der musikalisch eng verwandt ist mit Schostakowitschs berühmten Walzer aus seiner 2. Jazzsuite (komp. 1938).

Programm der Konzerte

Dmitri Schostakowitsch: ?Das M?rchen vom Popen und seinem Knecht Balda“ op. 36a (komp. 1933 – 35)

Mischa Spoliansky: ?Rufen Sie Herrn Plim“ (komp. 1932) in der Bearbeitung für Chor und Klavier von Susanne Gl??

Dmitri Schostakowitsch: 5. Ballettsuite op. 27a ?Der Bolzen“ (komp. 1930/31)

Ausführende, Konzertdaten und Dank

Ausführende
Orchester & Chor der Universit?t Bremen, Leitung Susanne Gl??
Klavier: Stefanie Adler
Ensemble Blech-Lights mit Gerd Anders, Eve-Marie Hadamovsky, Friederike Backhaus, Meike Gatter, Martin Pape und Dominik Mayer

Konzertmeisterin: Tanja Merkle
Xylofon-Solo: Karin Heller
Coaching Holzblasinstrumente: Roland Früh (Bremer Philharmoniker)
Coaching Blechblasinstrumente: Michael Feuchtmayr (Bremer Philharmoniker)
Coaching Schlaginstrumente: Marko Gartelmann (Bremer Philharmoniker)
Korrepetition Chorproben: Stefanie Adler

Dank
Die Universit?tsmusik dankt Radio Bremen für die Leihe des Flügels sowie der Hochschule für Künste Bremen für die Leihe der Piccolofl?te, der Es-Klarinette und des Kontrafagotts.

Konzerte
Bremen, Kesselhalle des Kulturzentrums Schlachthof
Sonnabend, 30. Januar 2010, 20 Uhr
Sonntag, 31. Januar 2010, 13 Uhr

Dieses Programm ist im Sommersemester 2019 wiederholt worden.