Für ihr Projekt ?Nitrogen cycling in modern sponges with clues about their role in past oceans“, kurz SPYCLING, rückt Tanja Stratmann marine Schw?mme als Vertreter der ?ltesten noch existierenden Tiergruppen in den Fokus. Sie wird untersuchen, wie Schw?mme seit Urzeiten den zentralen N?hrstoff Stickstoff umgesetzt haben und dadurch ihre ?kosysteme pr?gten.
Schw?mme geh?ren zu den ?ltesten Vielzellern auf der Erde und kommen in allen Gew?ssern vor, von Kan?len über Seen und Flüsse bis in die Tiefsee. Wie Kohlenstoff verfügt auch Stickstoff über zwei stabile Isotope, anhand derer die Position eines Organismus im Nahrungsnetz untersucht werden kann. Bislang fehlte ein tiefgreifendes Verst?ndnis der Stickstoffumsatzprozesse in den verschiedenen Schwammklassen. Die meisten Schw?mme ern?hren sich, indem sie das Wasser filtrieren. ?Wir haben also eine Ahnung, wie ihr chemisches Profil aussehen müsste“, sagt Stratmann. ?In der Realit?t war das Profil von Glasschw?mmen aber noch extremer, als wir vorher vermutet hatten, und stimmte nicht unbedingt mit ihrer Ern?hrungsweise überein.“ Es gebe hunderte Arten von taxonomisch beschriebenen Glasschw?mmen, deren Funktion in ihrem ?kosystem jedoch ungekl?rt ist.
Aufgrund der gro?en Biomasse, die Schw?mme an einigen Standorten erreichen, und ihrer Filterkapazit?t k?nnen sie lokale biogeochemische Kreisl?ufe entscheidend beeinflussen. Im Laufe der Erdgeschichte bildeten Schw?mme beispielsweise symbiotische Gemeinschaften mit Mikroorganismen, die mitunter zur Stickstoffversorgung beitragen und so die Bedingungen in ihrer unmittelbaren Umgebung ver?ndern, schreibt Stratmann in ihrer Projektbeschreibung.
Für ihr Projekt wird Tanja Stratmann Inkubationskammern in der Tiefsee nutzen, mit denen sie bereits vor Neuseeland und im Zentralpazifik gearbeitet hat. ?Wenn Glasschw?mme in einer Wassertiefe von etwa 4.000 Metern leben, k?nnen sie nicht an der Wasseroberfl?che, sondern nur in ihrem Lebensraum untersucht werden“, erkl?rt die Wissenschaftlerin. Die Daten werden über drei bis vier Tage gesammelt, dann werden die Inkubationskammern wieder entfernt.
Stratmann wird in den kommenden Jahren aber auch fossile Schw?mme untersuchen. Dabei wendet sie eine neue Methode an: stickstoffhaltige Verbindungen aus alten Schw?mmen zu extrahieren und der Isotopenmuster zu bestimmen. ?Es geht nicht um das Alter der Organismen, sondern um den Kreislauf des Stickstoffs“, betont sie. Dafür arbeitet sie europaweit mit Naturkundemuseen zusammen, die über umfangreiche Sammlungen verfügen, um die Funktion der Schw?mme in ihrem ?kosystem der Vergangenheit zu entschlüsseln.
Vergangene Umweltbedingungen ableiten
?Durch die Untersuchung des Stickstoffkreislaufs in versteinerten Schw?mmen sind Rückschlüsse darauf m?glich, wie die Schw?mme und deren Symbionten zu Lebzeiten Stickstoff umgesetzt haben. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werde ich wertvolle Informationen zu den marinen Umweltbedingungen erhalten, die zur Zeit der Entstehung der Schw?mme herrschten“, erkl?rt Stratmann.
Für Stratmann ist es eine Rückkehr an die Universit?t Bremen, sie hat hier Teile ihres Biologie-Studiums absolviert. Nach einer Station in D?nemark promovierte sie am NIOZ – Koninklijk Nederlands Instituut voor Zeeonderzoek (K?niglich-Niederl?ndisches Institut für Meeresforschung, NIOZ) in den Niederlanden und der Universit?t Gent in Belgien. Am NIOZ erhielt sie 2021 das in den Niederlanden renommierte Veni-Stipendium, mit dem sie über drei Jahre die Stoffwechselaktivit?t einzelner benthischer Tiere in Tiefseelebensr?umen untersucht hat. Ihre Wahl, mit ihrem Grant an die Universit?t Bremen zu kommen, begründet sie mit der exzellenten Ausstattung am MARUM: ?Die gro?e Auswahl an Ger?ten für biogeochemische Methoden gibt es nicht überall.“
Ab etwa Februar 2026 wird sie dann am MARUM arbeiten.
Der MARUM-Direktor Kai-Uwe Hinrichs freut sich über das prestigetr?chtige Projekt: ?Mit Tanja Stratmann gewinnen wir ein spannendes, innovatives Projekt von hoher Bedeutung für das Leben in der Tiefsee. Gleichzeitig st?rkt Tanja Stratmann unsere Expertise in der Biogeochemie und ?kologie benthischer Organismen, also Bewohnern eines Lebensraums, der zunehmend von anthropogenen Einflüssen bedroht ist.“
?ber den ERC Starting Grant
Der ERC Starting Grant wird in diesem Jahr europaweit an 478 junge Spitzenforscher:innen vergeben, für die hohe Auszeichnung sind 3.928 Bewerbungen eingegangen. Gezielt werden damit exzellente Forschende zwei bis sieben Jahre nach ihrer Promotion ausgezeichnet. Für einen Zeitraum von fünf Jahren wird dabei richtungsweisende Grundlagenforschung mit maximal 1,5 Millionen Euro gef?rdert. Mit dem Geld soll ihnen erm?glicht werden, ihre eigenen Forschungsideen mit ihren Teams unabh?ngig umsetzen zu k?nnen.
?ber das MARUM
Das MARUM gewinnt grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle des Ozeans und des Meeresbodens im gesamten Erdsystem. Die Dynamik des Ozeans und des Meeresbodens pr?gen durch Wechselwirkungen von geologischen, physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen ma?geblich das gesamte Erdsystem. Dadurch werden das Klima sowie der globale Kohlenstoffkreislauf beeinflusst und es entstehen einzigartige biologische Systeme. Das MARUM steht für grundlagenorientierte und ergebnisoffene Forschung in Verantwortung vor der Gesellschaft, zum Wohl der Meeresumwelt und im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Es ver?ffentlicht seine qualit?tsgeprüften, wissenschaftlichen Daten und macht diese frei zug?nglich. Das MARUM informiert die ?ffentlichkeit über neue Erkenntnisse der Meeresumwelt, und stellt im Dialog mit der Gesellschaft Handlungswissen bereit. 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 des MARUM mit Unternehmen und Industriepartnern erfolgen unter Wahrung seines Ziels zum Schutz der Meeresumwelt.
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Zum ERC Starting Grant: https://erc.europa.eu/homepage
Pressemitteilung des ERC: https://erc.europa.eu/news-events/news/starting-grants-2025-examples-projects
Kontakt:
Dr. Tanja Stratmann
Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ)
Department of Ocean Systems (OCS)
E-Mail: Tanja.Stratmannprotect me ?!niozprotect me ?!.nl
Universit?t Utrecht
Department of Earth Sciences
E-Mail: t.stratmannprotect me ?!uuprotect me ?!.nl
Prof. Kai-Uwe Hinrichs
Direktor MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universit?t Bremen
Organische Geochemie
E-Mail: khinrichsprotect me ?!marumprotect me ?!.de