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Mit Tauchgemeinschaft Hitzewellen im Mittelmeer erforschen

Ein neues, am MARUM koordiniertes Projekt sammelt systematisch Daten, um Temperaturen im Mittelmeer zu erfassen. Dabei setzen die Forschenden auf Bürgerwissenschaftler:innen, die ihr Hobby im Wasser ausüben und wegen der Sicherheit immer einen Minicomputer dabeihaben: Taucherinnen und Taucher.

Ziel ist es, Taucherinnen und Taucher anzuregen, ihre Daten nicht nur für sich zu speichern, sondern sie über ein Portal zu teilen. ?Jede tauchende Person nutzt einen speziellen kleinen Computer, der in der Regel am Handgelenk befestigt wird. Mithilfe unseres Konzepts der kalibrierten Tauchstation werden Freizeit- und Berufstaucher:innen zu Bürgerwissenschaftler:innen, indem es ihren Tauchcomputer in ein wissenschaftliches Instrument verwandelt“, erkl?rt Dr. Christophe Galerne vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universit?t Bremen.
?Divers for Ocean Temperature – Coastal temperature database for monitoring ocean surface water past and present“, kurz BlueDOT (übersetzt: Taucher für Ozeantemperatur – Küstentemperaturdatenbank zur ?berwachung des Oberfl?chenwassers der Ozeane in Vergangenheit und Gegenwart) hei?t das neue Projekt. Koordiniert wird es am MARUM – Zentrum für Marien Umweltwissenschaften der Universit?t Bremen, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) f?rdert das Citizen Science-Projekt. Geleitet wird es von Dr. Christophe Galerne vom MARUM, Dr. Rebecca Zitoun vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Prof. Achim Kopf vom MARUM und Arne Schwab von SchwaRTech, offizieller Industriepartner des Projekts.

Verst?ndnis für Temperaturanstieg durch Datenanalyse

 

Mit BlueDOT verbindet Galerne seine wissenschaftliche Arbeit und seine Leidenschaft mit seinem Hobby. ?In den vergangenen fünf oder sechs Jahren haben uns Taucher von Temperatur-Anomalien berichtet, die auf eine bedrohliche Hitzewelle im Mittelmeer hindeuten. Erstaunlicherweise wird dies von den heutigen ?berwachungssystemen nicht erfasst. Erst im Frühjahr 2023 zeigte die durchschnittliche Meeresoberfl?chentemperatur einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu früheren Aufzeichnungen. Um zu verstehen, was derzeit weltweit und im Mittelmeer passiert, müssen wir 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 Daten analysieren. Das Sammeln von Daten aus Tauchcomputern erm?glicht genau das, und darüber hinaus k?nnen wir auch analysieren, was in der Vergangenheit geschehen ist. Nur so k?nnen wir herausfinden, was genau die Hitzewellen verursacht und wie die Auswirkungen einged?mmt werden k?nnen“, sagt Galerne.

?hnliche Datensammelprojekte gibt es für die Wasseroberfl?che, etwa mit Surfboards. Dafür wird eine so genannte ?Smart Fin“, eine intelligenten Finne, am Board befestigt, die bestimmte Parameter an der Wasseroberfl?che erfasst. ?Unser Projekt geht weiter und in die Tiefe, und zwar rund 40 Meter“, betont Galerne. Jeden Tag tauchen Menschen an Tauchbasen in Mittelmeer ab. ?Mit ihren Daten k?nnen wir eine gro?e Lücke im heutigen ?berwachungssystem schlie?en.“
Rebecca Zitoun vom GEOMAR erg?nzt: ?Tauchcomputerdaten sind bereits online verfügbar, und wir haben eine gro?e Menge an historischen Daten , die wir nutzen k?nnen. Unser Projekt wird auf diese historischen Daten zugreifen und neue Daten sammeln, um zu analysieren, was über einen Zeitraum von 20 Jahren mit den Wassertemperaturen im Mittelmeer geschehen ist und wie sich der Trend in Zukunft entwickeln k?nnte.“ Solche Daten seien wichtig für Klimamodelle, Risikobewertungen für Regierungen und Gemeinden sowie für die Bev?lkerung, um informierte Entscheidungen treffen zu k?nnen.

In der Praxis sieht es so aus: Nach jedem Tauchgang werden die Daten des kallibrierten Tauchcomputers zu Ort, Zeit, Druck und Temperatur auf einen PC oder Laptop übertragen. Hier setzt das Projekt BlueDOT an, für das Galerne und seine Kolleg:innen ein Portal programmieren, in dem Tauchdaten unabh?ngig von der Tauchcomputer-Marke hochgeladen und verarbeitet werden. Die Daten werden dann vom Analyseteam für die Wissenschaft aufbereitet.

Erfolgreich beim Innovationssprint

 

Das Team hat sich mit seinem Vorhaben bei einem so genannten Innovationssprint der F?rderrichtlinie DATIpilot beworben. Von rund 3.000 Antr?gen f?rdert das BMBF nun 300 technologische und soziale Innovationsprojekte, die L?sungen für aktuelle Herausforderungen bieten und einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Unterstützt wurde das Team dabei von UniTransfer der Universit?t Bremen.
Das Projekt startet im Dezember mit zwei Tauchstandorten im Mittelmeer: An der Costa Brava und auf der maltesischen Insel Gozo werden jeweils eine Kalibrierungsstation für die Tauchcomputer aufgestellt. Hier werden die Taucherinnen und Taucher eingewiesen, so dass die Daten auch qualitativ hochwertig sind. 18 Monate sammeln die Bürgerwissenschaftler:innen Daten, anschlie?end werden sie analysiert. Ausgesucht wurden diese beiden Standorte auf Basis der Erfahrungen, die Taucher:innen in den vergangenen Jahren gemacht haben.

Aktuell arbeitet das Team mit Kooperationspartner:innen an den Sensoren und den am Meeresboden verankerten Bojen, die station?r Temperaturen aufzeichnen und als Referenzstation für die Tauchcomputer dienen, sowie an der Datenbank und dem Portal zum Hochladen der Daten. Au?erdem erstellen sie einen Leitfaden für Datenstandards und Arbeitsabl?ufe für die Bürgerwissenschaftler:innen. ?Die Entwicklung von gemeinschaftsbasierten Verfahren für die Erhebung, Verwaltung, Speicherung und Nutzung von Tauchdaten ist ein wichtiger Teil des Projekts. Dadurch stellen wir sicher, dass alle dieselben Methoden anwenden, wenn sie zum Projekt beitragen. Damit schaffen wir Vertrauen in unsere Daten , damit sie für wissenschaftliche Modellierungen verwendet werden k?nnen“, betont Zitoun.

Und natürlich wird das Team den Kontakt mit Taucher:innen auf Malta und an der Costa Brava suchen, um sie für das Wissenschaftsprojekt zu gewinnen. ?Wir brauchen engagierte Einzelpersonen und Tauchzentren, die uns bei dieser Arbeit unterstützen. Daher sind unsere geplanten Ocean Literacy-Kampagnen und Workshops ein wesentlicher Bestandteil von BlueDOT. Engagierte Bürger:innen k?nnen durch ihren Beitrag helfen, L?sungen zu finden, denn Wissenschaftler:innen allein k?nnen die Probleme nicht l?sen. Deshalb werden Bürgerwissenschaftsprojekte wie unseres immer wichtiger“, sagt Zitoun.

Schon jetzt k?nnen Taucherinnen und Taucher ihre Daten aufzeichnen und sp?ter übertragen, sobald die App dafür programmiert ist. ?Wir m?chte zuerst Menschen lokal ansprechen, die besonders oft und bei jedem Wetter tauchen“, betont Galerne. Das würde ein so genanntes ?Sampling Bias“ vermeiden – dass zum Beispiel 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 Tauchg?nge im Sommer absolviert werden und bei Reiseeinschr?nkungen sowie im Winter entsprechend weniger. Dabei sei gerade das Tauchen in den Wintermonaten besonders wichtig, um eine kritische Datenmenge pro Monat für alle Breitengrade erreichen zu k?nnen. Dem Team ist es ein Anliegen, die Tauchcommunity mit einzubinden, auch nach der Datensammelphase – schlie?lich ist das Wasser ihr Element.

Text: Ulrike Prange/ MARUM

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F?rderlinie DATIpilot des BMBF: https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/datipilot/datipilot_node.html

Pressemitteilung der Universit?t Bremen: /universitaet/hochschulkommunikation-und-marketing/aktuelle-meldungen/detailansicht/transfer-foerderung-datipilot-universitaet-bremen-澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育fach-erfolgreich

Fragen beantworten:

Dr. Christophe Galerne
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften
Fachbereich Geowissenschaften
Universit?t Bremen
E-Mail: cgalerneprotect me ?!marumprotect me ?!.de

Prof. Achim Kopf
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften
Fachbereich Geowissenschaften
Universit?t Bremen
E-Mail: akopfprotect me ?!marumprotect me ?!.de

Dr. Rebecca Zitoun
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
E-Mail: rzitounprotect me ?!geomarprotect me ?!.de

Arne Schwab
Schwab Research Technology (SchwaRTech)
E-Mail: aschwabprotect me ?!schwartechprotect me ?!.de

 

Taucher
Abtauchen für die Wissenschaft: Die Tauchgemeinschaft ist im Fokus eines neuen Forschungsprojektes, das mithilfe von Taucher:innen kontinuierlich Temperaturdaten im Mittelmeer erfassen und analysieren m?chte.